http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0064
Kreuzgratgewölben — umschlossen. Eingänge zur Kirche vom Kloster aus, befanden
sich im Erdgeschoß und im 2. Stock zur Nonnenempore. Die Bauaufnahme enthält
leider keine Angaben über die frühere Verwendung der größeren Räume.
Die Klosteranlage umfaßte bei 150 Kreuzstöcken 88 Zimmer, 3 Küchen und vier
tief gewölbte Keller.107 Zum Kloster gehörten die große Scheune, der ehemalige
Pfarrhof, das Tor, worauf wirklich Schul gehalten wird (wie in der Beschreibung erwähnt
), Schmiede, Mühle, Holzschopf, Schreinerhaus, Wasch- und Schweineküche
und Schweineställe und neben dem Friedhof am Chor der Kirche ein Bienenhaus.m
Von der Ausstattung der barocken Kirche und des Klosters hat sich wenig erhalten.
Das Chorgestühl, das nach Kirchzarten gelangte, wurde bereits genannt. Seine hohen
Rücklehnen werden durch Pilaster geteilt; ein kräftiger Sims bildet seinen oberen Abschluß
. Die vordere Wand der Kniebank zeigt bei dem Gestühl auf der linken Seite
ein Löwenmhnmuster in guter gotischer Flachschnitzerei.109 Es erscheint nicht ausgeschlossen
, daß dieses Gestühl aus dem Vorgängerbau übernommen wurde.
Das Augustinermuseum besitzt ein weiteres Bild der Äbtissin M. FC. von Zur-
thannen, das sie in jüngeren Jahren zeigt.110
Zwei wertvoller Monstranzen — Augsburger Arbeiten des 18. Jhdts., ein in Freiburg
hergestelltes Ciborium und einige schöne Barockkelche gehören zum Besitz der
Pfarrei.111
Ein Schrank mit Evangelistensymbolen und ein mächtiger Barockschrank sind
letzte Erinnerungen an die Klostereinrichtung. Infolge des desolaten Zustandes erkannte
man erst bei der Restaurierung die Evangelistensymbole. Zudem war ein Viertel
des Schrankes einfach abgesägt worden, um ihn irgendwo einpassen zu können.
Man sieht hier, wie unverständig man nach der Säkularisation mit Einrichtungsgegenständen
, Paramenten usw. aus Klosterbesitz umgegangen ist.
xv.
Der dritte Abschnitt der Baugeschichte von Kirche und Kloster beginnt mit dem Wiederaufbau
nach dem Brand von 1829. Das Äußere der Kirche hat sich seither nicht
verändert. Von der ausgebrannten Klosteranlage wurde nur ein Teil, und zwar die beiden
Flügel, die zum Bach bezw. zur Hirschstraße zeigen, wiederhergestellt, allerdings
nur noch zweistöckig. Außer einigen wenig harmonischen Umbauten an der
Südwestecke ist seither nichts geändert worden.
Vom Innern der wiederaufgebauten Kirche von 1833/34 gibt es kein Bild. Dagegen
sind von dem Zustand des Kircheninnern nach der Renovation von 1888 verschiedene
— inzwischen photographische — Aufnahmen vorhanden. Das nebenstehende Bild
zeigt den Chor der Kirche mit dem Hauptaltar aus dem Kloster Tennenbach, an den
oben eine Kreuzigungsgruppe angefügt war. Dahinter hängt ein großes Muttergottesbild
. Hinter dem Altar ist ein gerader Abschluß mit Balustrade zu sehen. Die älteren
Günterstäler erinnern sich noch an das schöne Kommunionbankgitter, den Kreuzaltar
und die eigenartige Bemalung der Kirche.
Vom Innern der Kirche nach der letzten Renovation von 1971 kann man sich selbst
verlässigen. Der ursprüngliche Zustand hat sich allerdings schon wieder verändert,
worauf bereits hingewiesen wurde.
Der Prospectus illustris coenobij in valle Güntheri, ejus banni etc.112 zeigt, wie
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