http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0103
Zuerst sind ein paar Bemerkungen über die Struktur der Karte zu machen. Es werden
hier Auswanderungsfalle und nicht Personen aufgezeigt. Die Angaben enthalten
oft die Zahlen der auswandernden Personen, aber nicht oft genug. Dieses Problem
wird später mit Südbaden behandelt. Wichtig ist es, daß die Karte die Zahl derjenigen
Fälle repräsentiert, die so sehr von wirtschaftlichen oder anderen Schwierigkeiten getroffen
waren, daß sie auswandern wollten. Die vier Stufen von Auswanderungsfällen,
10 bzw. 50 und mehr Fälle umfassend, reflektieren vier Arten von Ortsauswanderungen
: Stufe 1 (0 bis 10 Fälle) bedeutet praktisch keine Auswanderung, wenn man von
115 Jahren spricht. Stufe 4 (mehr als 100 Fälle) reflektiert die außerordentliche, fast
Massenauswanderung aus einem Ort, wobei wirklich wesentliche Anteile der Bevölkerung
ausgewandert sein könnten. In den Zwischen-Stufen 2 (11 bis 50 Fälle) und
3 (51 bis 100) liegt die große Mehrheit aller Fälle. Vielleicht kann man hier den
Schlüssel der ständigen Auswanderungsursachen des 18. Jahrhunderts finden. Da der
Unterschied zwischen z.B. 17 Fällen und 87 ziemlich groß ist, muß irgendwo eine
Trennung kommen (also um 50). Stufe 3 reflektiert eine sehr hohe Zahl von Auswanderern
, auch für das ganze Jahrhundert. Stufe 2 vielleicht nicht — je nach der Zahl
der Köpfe. Man könnte vielleicht mehr Stufen und Farben benutzen, aber wenn z. B.
vier und acht Fälle in verschiedenen Stufen liegen, dann könnte eine Karte ziemlich
überhäuft oder verwirrend werden und der Unterschied, über 115 Jahre betrachtet,
ist eigentlich nicht so wichtig.
Man merkt sofort, daß sich eine höhere Konzentrierung von Fällen im Norden (um
Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim) als in der Mitte (Ortenau) oder im Süden
ergibt. Das hat wahrscheinlich mit der Tatsache zu tun, daß vom Norden mehr nach
Amerika auswanderten. Die Bevölkerungszahl vom Norden war niedriger als im
Süden (182.713 gegenüber 192.690), aber viel höher als im mittleren Teil (d. h. der
heutige Ortenaukreis — 121.235). Die Grundfläche des Nordens war am kleinsten
und im Süden am größten, obgleich die Unterschiede zwischen den drei Gebieten
nicht sehr groß sind.21 Die größeren „Städte" lagen meistens innerhalb von Gebieten
der Stufe 4: Freiburg (1809 Pop. 7.573 — 118 Fälle im Amt), Karlsruhe/Durlach
(6.998/4.228 — 383/88), Rastatt (3.742 — 104) und Baden-Baden (3.019/117+). Die
Ausnahmen waren Pforzheim (5.335 — 69, Stufe 3) und Lahr (4.070 — 22, Stufe 2).
Es gab aber auch hohe Konzentrationen in den kleineren Orten, z.B. St. Peter (105
Fälle), Eichstetten (112), Goldscheuer (117), Friesenheim (133), Kippenheim (140),
Steinbach (171) und Ettlingen (268).
Manchmal gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen politischen Grenzen
und Auswanderungsfallen — manchmal auch nicht. Die Auswanderung aus allen drei
Teilen (Nord, Mitte und Süd) von Baden-Durlach war stark, in der Mitte und im Norden
jedoch am stärksten. In Baden-Baden war sie überall stark — auch in den südlichen
, getrennten Teilen. Vorderösterreich war gemischt. Der Norden ist in Stufe 2
einzuordnen mit Ausnahme von Goldscheuer (Stufe 4), während in der Mitte relativ
wenige Fälle außerhalb von Freiburg und St. Peter und im Süden praktisch keine waren
. Hier soll man aber daran denken, daß es 242 Fälle aus dem „Breisgau" und auch
andere gab, die nicht darzustellen waren. Hanau-Lichtenberg war gemischt (Stufe 1
und 2), und das Hochstift Straßburg hatte wenige Auswanderungsfölle in Stufe 2, die
übrigen waren Stufe 1. Biberach lag in Stufe 3, sonst waren alle Reichsstädte entweder
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