http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0104
in Stufe 1 oder 2. In der Ortenau war Hofweier/Niederschopfheim in Stufe 2 und die
anderen in Stufe 1. Die fürstenbergische Herrschaft Hausen im Kinzigtal war gemischt
(Stufe 1 und 2) und alle fünf Gemeinden des Hochstifts Basel waren Stufe 1.
Die stärksten Zusammenhänge zwischen politischen Herrschaften und Auswanderungen
bestanden in Baden-Durlach und Baden-Baden, wo es überall viele Auswanderungen
gab, und in den südlichen Teil von Vorderösterreich, im Amt Hornberg und
im Hochstift Basel, wo fast keine Auswanderung stattfand. Damit ist gemeint, daß
es auf der Auswanderungsfällekarte eindeutige Unterschiede zwischen Gebieten mit
stärkeren oder wenigeren Auswanderungen gibt, die zu den damaligen politischen
Grenzen passen.
Obgleich man von dieser Karte Schlüsse über die Verhältnisse zwischen der Auswanderung
und der Bevölkerungszahl in größeren Gebieten ziehen kann (wie schon
gemacht), ist es wichtig, die Verhältnisse zwischen Auswanderungsfällen und der Bevölkerungszahl
der einzelnen Orte festzustellen. Es ist schwierig, die Auswanderung
aus Rastatt (104 Fälle) mit der aus Muggensturm (69 Fälle) zu vergleichen, wenn man
nicht weiß, daß Rastatt 1809 eine Einwohnerzahl von 3.742 hatte, während Muggensturm
nur 1.071 hatte. Es ist also nötig, eine Auswanderungsziffer zu konstruieren.
Diese Ziffer stellt Auswanderungsfälle 1683 bis 1803 pro 100 der Bevölkerungszahl
von 1809 dar. Sie ist keine Prozentzahl bezüglich der Einwohner, die auswanderten,
weil Generationen von Menschen während des Untersuchungsraumes lebten und starben
. Sie ist einfach ein mathematisches Verhältnis, womit man eine kartographische
Darstellung der Auswanderung aus den einzelnen Gemeinden machen kann und den
Faktor der unterschiedlichen Einwohnerzahl der Gemeinden einschließt. Durch die
Auswanderungsziffer läßt sich manchmal ein anderer Tatbestand ermitteln: Obgleich
Rastatt viel mehr Auswanderungsfälle als Muggensturm hatte, war seine Auswanderungsziffer
nur 2,8 (104 zu 3.742 = 2,8/100), während die von Muggensturm 6,4 war
(69 zu 1.071 = 6,4/180). Abbildung 2 zeigt die Auswanderungsziffer des oberen und
mittleren rechtseitigen Oberrheinlands.22
Zwei Unterschiede zwischen der Fällekarte und der Zifferkarte merkt man sofort:
Alle „Städte" (mehr als 3.000 Einwohner) fallen von der höchsten bis zur niedrigsten
Stufe ab und die Zahl von Stufe-l-Gemeinden wird viel größer, besonders in der Ortenau
und im Süden. Es ist dann klar, daß die Auswanderung aus Baden im
18. Jahrhundert überwiegend eine ländliche Bewegung war und die Ursachen der
Auswanderung sind in den ländlichen Verhältnissen zu finden. Der Grund der hohen
Konzentrierungen von Auswanderungsfällen um z. B. Freiburg, Baden-Baden und
Karlsruhe liegt mindestens teilweise in der Tatsache, daß es in den Städten einfach
mehr Einwohner gab. Die hohe Zahl von Gemeinden in Stufe 1 und andere Unterschiede
zwischen* politischen Grenzen und hohen oder niedrigen Auswanderungsziffern
ist nicht wesentlich anders als auf der Fällekarte.
Durch die Auswanderungsziffer kann man die Auswanderung aus Baden in einer
größeren Perspektive sehen und mit der allgemeinen deutschen Auswanderung etwas
vergleichen. Die Ziffer Badens im 18. Jahrhundert war 2,43 (12.078 Fälle zu 496.683
Einwohner 1809), während die von Südbaden mit 1,94 etwas niedriger war (3.737 zu
192.690). Die Ziffer ganz Deutschlands von 1683 bis 1812 war 2,53, aber in der Zahl
der ausgewanderten Personen und nicht Auswanderungsfällen gerechnet.23 Die Zif-
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