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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 120
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0122
sind eigentlich nicht so viel, wenn sie die Auswanderung von 115 Jahren darstellen,
und diese Zahlen sind hoch für eine Stufe 1-Gemeinde. Wichtiger für Hinterzarten
sind die demographischen, sozialen, ökonomischen und politischen Verhältnisse, die
darauf hinweisen, warum so wenige auswanderten.

Die Entwicklung der Einwohnerzahl Hinterzartens im 18. Jahrhundert ist schwierig
festzustellen, da die verschiedenen Quellen sich widersprechen:
1766 — 827 davon 637 Kommunikanten (Zahn)

1783 — 900 (etwa) Seelen (Liehl)72

1784 — 689 Seelen (Zahn)

1809 — 618 (Volkszählung, inkl. Feldberg)

1810 — 866 anwesende Seelen. Mit Dienstboten, sich in der Pfarrei aufhaltenden
, einspännigen und Hintersassenfamilien = 1.000 (Zahn)
Trotz dieser verwirrenden Angaben weisen mehrere Aspekte auf eine relativ stabile
Einwohnerzahl im 18. Jahrhundert hin: Erstens die niedrige Zahl der Volkszählung
von 1809, welche mit systematischeren Methoden durchgeführt wurde. Zweitens
schrieb Zahn, daß die Durchschnittsseelenzahl in den letzten 100 Jahren 1.050 war,
daß sie ohne Abwesende mit Fremden 950 war und daß sie nach der Pfarrerrichtungsurkunde
850 betrug. Drittens war die Zahl der Geburten von 1685 bis 1709 fast gleich
wie die Zahl von 1785 bis 1809 (680 bzw. 688).73 Es gibt kein Sterbebuch mehr.
Zahn hat einige Sterbezahlen, aber sie stellen nur Todesfälle von Verheirateten dar.
Es ist möglich, daß das Durchschnittssterbealter sich erhöhte und damit die Einwohnerzahl
wuchs, aber das kann nicht sicher festgestellt werden. Ferner, war das Durchschnittsheiratsalter
von 1784 bis 1803 mit 34,7 für die Männer und 31,7 für die Frauen
ziemlich hoch, was normalerweise mit einer geringeren Kinderzahl verbunden ist.
Das Durchschnittsheiratsalter derjenigen unter 40 Jahren war auch hoch: 30,3 bzw.
28,3. (Diese Zahlen stellten ungefähr diejenigen dar, die noch nie geheiratet hatten
.)74 Es gibt keine Trauungsbücher vor 1784 mehr, aber es ist schwierig vorzustellen
, daß diese hohe Zahlen eine Herabsenkung des Durschnittsheiratsalter darstellen.
Es sieht dann so aus, als ob diese Schwarzwaldgemeinde nicht von der Bevölkerungsexplosion
des 18. Jahrhunderts betroffen wurde.

Eng verbunden mit diesen demographischen Verhältnissen war das herrschende
Minoraterbrecht.75 Hier, tief im vorderösterreichischen Schwarzwald, liegt ein Beispiel
einer von Eberhard Gothein beschriebenen Gemeinde vor (siehe Anmerkung 32
und den Text auf Seite 104f.). Die Wirkung dieses Erbrechts ist am besten an der
Zahl der Höfe gezeigt. Vom 15. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts hatte die Zahl
der Höfe nur wenig zugenommen (von 32 auf 38) und im 19. Jahrhundert ist sie sogar
abgesunken.76 Heute gibt es nur 22 Höfe in der Gemeinde Hinterzarten, die ausschließlich
landwirtschaftliche Betriebe sind.77 Die Namen und Grenzen der Höfe
sind in den Jahren 1446, 1810 und 1986 nicht wesentlich anders. Zahn schrieb, daß
eine Karte aus seiner Zeit nicht viel anders aussah als eine von 1446. Die wirtschaftlichen
Verhältnisse der Höfe unter der Sickingischen Herrschaft waren auch sehr
stabil. Der Bodenzins und sonstige Abgaben z. B. des Kesslerhofs sind von 1446 bis
1773 ebenso wie die Größe (83 ha) und der Umfang des Hofes gleichgeblieben.

Das politische Verhältnis zwischen den Hinterzartener Untertanen und der Sickingischen
Herrschaft in Ebnet bei Freiburg war vielleicht weniger gespannt als in ande-

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