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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 125
(PDF, 45 MB)
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festzustellen, weil es keine Quellen dafür gibt (was oft der Fall in Realteilungsgebie-
ten ist). Aber die Situation in Niederemmendingen (heute in die Stadt eingemeindet)
weist darauf hin, daß die Verhältnisse schwierig waren. Dort gab es 1776 nur 10 Familien
mit Besitztümern größer als sieben Jauchert (2,52 ha). Die anderen 33 Familien
hatten im Durchschnitt Güter von nur einem bis zwei Hektar. Diese starke Güterzersplitterung
war die Hauptursache der schlechten Zeiten. Die Schulden waren
hoch, und viele Familien konnten sich von so kleinen Grundstücken nicht ernähren.
Sie mußten zusätzlich als Handwerker und Tagelöhner arbeiten."

Das Verhältnis Emmendingens zu Karlsruhe war nicht immer eindeutig, besonders
in bezug auf das Freizügigkeitsrecht. Emmendingen bekam 1418 das Marktrecht und
1590 das Stadtrecht, wodurch seine Bewohner leibfrei wurden.100 Die Stadtrechte
wurden 1682 erneuert, aber nicht wirklich realisiert.101 Das Freizügigkeitsrecht war
nicht unumstritten. Im frühen 17. Jahrhundert (wenn nicht sogar später) versuchten
einige Leute, ihre Manumission zu bekommen, um nach Emmendingen oder einem
anderen Baden-Durlachischen Leibfreiort ziehen zu können. In diesem Fall mußten
sie nur eine Abzugsgebühr von 5 % der in dem bisherigen leibeigenen Ort fälligen
bezahlen. Es bestand die Gefahr, daß sie als Einwohner eines leibfreien Orts Ansprüche
auf Freizügigkeit auch außerhalb des Landes geltend machen würden. Ein Gesetz
von 1786 verbot daher solche Auszüge, bis die Leute mindestens zehn Jahre in dem
leibfreien Ort gewohnt hatten,102 ein Hinweis darauf, daß diese Praxis im
18. Jahrhundert immer noch ausgeübt wurde. Es kam deshalb zu Streitigkeiten zwischen
Emmendingen und Karlsruhe über das Freizügigkeitsrecht. Als Johann Hermann
1749 versuchte, nach Siebenbürgen auszuwandern, wollte die Stadt ihn zurückhalten
. Aber Karlsruhe erlaubte die Auswanderung gegen die Proteste der Stadt, die
meinte, ihre Stadtprivilegien würden verletzt.103 1790 (oder 1791?) wanderten „einige
Familien" nach Ungarn aus. Der Landvogt wollte sie zurückhalten, weil sie einem
ungewissen Schicksal entgegengingen, aber der Stadtrat unterstützte sie, und sie wanderten
doch aus.104

Das wichtigste Element der sozialen Struktur Emmendingens war die sehr hohe
Zahl von Handwerkern. Es gab 1760 138 Haushaltungen und 91 (65 %) gehörten
Handwerkern. Wie schon erwähnt, waren viele Landhandwerker. Das heißt, sie mußten
auch auf dem Land arbeiten, um zu überleben. Dies war auch der Fall in anderen
Gemeinden im Oberamt Hochberg, besonders in der Rheinebene.105 Dies bedeutet,
daß Emmendingen stärker von agrarischen Entwicklungen abhängig war, als es für
andere Kleinstädte normal war.

Die Landwirtschaft Emmendingens hing in erster Linie vom Ackerbau ab, aber die
Viehzucht im 18. Jahrhundert wurde immer wichtiger, wie die folgende Tabelle von
landwirtschaftlichen Nutzflächen (in Jauchert) zeigt:106

1699

%

1798

%

Ackerflächen
Wiesenflächen
Gartenflächen
Rebflächen

258
85
27
14

384

67,2
22,1
7,0
3,6

264
264
56
33

44,3
40,8
9,4
5,5

596 (+212)

125


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