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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 135
(PDF, 45 MB)
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abgaben zu erhöhen, weil der Holzpreis seit mehreren Jahren gestiegen sei. Aber die
Häuslebauern klagten dagegen, und es wurde entschieden, das Holzgeld aufzugeben
und nur die Entnahme eines gewissen Quantums von Holz gegen einen geringen Preis
aus dem Klosterwald zu erlauben.

Inwieweit die Häuslebauern an der Auswanderung teilnahmen, ist schwierig zu sagen
. Mindestens drei der Auswanderungsfalle waren Häuslebauern. Speckle schrieb
am 28. Dezember 1795 (während der Häuslebauernaffare) über die Klagen von einigen
Untertanen gegen die Abzugsgebühren. Ein Zusammenhang ist möglich. Er hatte
auch Schwierigkeiten mit Untertanen in Geiersnest, die seit mehr als 60 Jahren wegen
immer wieder entdeckter Steine im Wald Ansprüche auf die Allmende erhoben (siehe
11. Juli 1803). Es ist aber klar, daß überall die Herrschaft durch eine stetig wachsende
bäuerliche Unterschicht der Bevölkerung unter Druck war. Sie versuchte, ihre un-
sichere Lage am Ende des Jahrhunderts zu festigen. Uberhaupt war das Verhältnis
des Klosters zu seinen Untertanen im 18. Jahrhundert unruhig.

An der Spitze der sozialen Struktur St. Peters stand natürlich das Kloster. 1739 gab
es dort neben dem Abt 16 Patres, 12 Fratres und drei Laienbrüder.159 Danach kamen
die Hofbesitzer. Wie in den anderen Gemeinden mit geschlossenem Erbrecht entwickelte
sich über Jahrhunderte in St. Peter eine bäuerliche Hierarchie. Obwohl ihr
finanzieller Zustand nicht immer der beste war, hatten die Hofbesitzer, was die andern
wollten, nämlich Land und damit Macht über die unteren Schichten, die auf ihren
Höfen arbeiteten — Dienstleute, Tagelöhner und andere. 1778 gab es in der ganzen
Herrschaft 93 Hofbesitzer,160 die mit ihren Familien vielleicht etwa 400
Personen zählten. Im frühen 18. Jahrhundert bildeten sie einen sehr hohen Anteil der
Einwohnerzahl, aber später immer weniger, da ihre Zahl durch das Anerbenrecht stabil
blieb, während die Zahl anderer Gruppen, z. B. der Häuslebauern, anstieg. Die
Hofbesitzer waren durch ihr Erbe eine privilegierte Schicht einer überwiegend agrarischen
Gesellschaft. Die Häuslebauern waren an der nächsten Stelle, da sie Land besaßen
, wenn auch weniger und mit viel unsichererem Recht als die Hofbesitzer. Ihr
Selbstbewußtsein wuchs mit ihrer Zahl. Bei der Versammlung von 17. Juni 1796 waren
119 anwesend, und das waren bestimmt nicht alle. Sie tendierten wahrscheinlich
dazu, mehr Kinder zu haben, so daß man ihre Zahl am Ende des Jahrhunderts vielleicht
um 750, wenn nicht mehr schätzen könnte. Das wäre also damals fast ein Drittel
aller Einwohner. Es gab 1767 nur 166 Häuser in der Herrschaft, die keine Höfe waren
; ein Hinweis, daß die Zahl der Häuslebauern von dann bis 1796 stark wuchs.161
Sie hatten bis dahin offensichtlich keine Angst vor dem Abt und zögerten nicht, ihre
Bedürfnisse anzumelden. Die „Stadtleute", d. h. vor allem Handwerker, aber auch
Wirte, Beamte und andere, bildeten auch eine relativ große Schicht der Gesellschaft
von St. Peter, und nicht wenige von diesen wanderten aus. Früh im 18. Jahrhundert
gab es relativ viele Glasarbeiter in dem Ort Glashütte. Aber sie zogen nach und nach
weg (nicht alle im Jahr 1713 — ein Glasmeister wanderte 1754 in die Steiermark aus)
und wurden von anderen Siedlern (meistens Häuslebauern) ersetzt. Es gab 1767
26 Häuser in Glashütte. 38 Häuslebauern von Glashütte waren bei der Versammlung
von 1796 anwesend, und 1809 war die Einwohnerzahl 280. Uhrmacher gab es in
St. Peter ebenfalls und zwei von diesen wanderten sogar aus (1770 und 1788). Eine
Besonderheit der Situation St. Peters war die Anwesenheit von Hunderten von

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