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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 174
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0176
Die kleine Kirche, die der Geburt der Hl. Jungfrau geweiht und allgemein unter
dem Namen „Our Lady of Victory" bekannt ist40, wird als frühestes Gebäude Valettas
angesehen. Tatsächlich stellt sie den Platz dar, wo der heldenhafte Großmeister
Jean Parisot de la Valette (1557 — 1568) am 28. März 1566 feierlich den Grundstein
für die neue, befestigte Stadt legte, die nach ihm benannt wurde. Die Kirche wurde
im Jahre 1752 umgebaut, als der erste, rechts gelegene Seitenaltar, der ursprünglich
dem hl. Paulus geweiht war, nun zugunsten des hl. Philipp Neri umgewidmet wurde.
Dieser muß vom Großprior Philipp Wilhelm von Nesselrode und Reichenstein gestiftet
worden sein, wie dies das Wappen des Grafen zeigt, das in den Altar eingelegt
ist.41

Zur damaliger Zeit bestanden strenge Ausgehbestimmungen für die Einwohner. So
durften sie ihre Häuser nach Sonnenuntergang wegen der häufig vorkommenden
Raub- und Mordüberfalle nicht mehr verlassen. In den Straßen von Valletta herrschte
dann pechschwarze Nacht. Schwere Strafe drohte denjenigen, die das Ausgehverbot
nicht beachteten.

Zwischen 1745 und 1756 wurde es zunehmend notwendig, irgendeine Art von Stra-
ßenbeleuchtung in der Stadt einzuführen. Dabei dachte man damals an Ollampen.
Dieser Gedanke beflügelte die Einwohner von Valletta nicht nur hinsichtlich der dann
besseren Straßenverhältnisse, sondern auch hinsichtlich ihrer Neigung zur Heiligenverehrung
.42 Die Idee der Straßenbeleuchtung schien auf fruchtbaren Boden gefallen
zu sein, denn es ist überliefert, daß der Großprior Philipp Wilhelm von Nesselrode
und Reichenstein im März 1745 die Initiative ergriff und fünf Heiligenstatuen aus
Stein um den Häuserblock auf eigene Kosten errichten ließ, der das Jesuitenkolleg
umgab.43 Nach und nach führte diese Initiative des deutschen Großpriors zu einer
allgemeinen Straßenbeleuchtung auf Malta, da diese Idee überall auf der Insel aufgegriffen
wurde.

Die von Nesselrode und Reichenstein aufgestellten Statuen stellten Heilige der Jesuiten
dar: den hl. Ignatius von Loyola, den hl. Aloysius Gonzaga, den hl. Stanislaus
Kostka, den hl. Franz Xaver und den hl. Franz Borgia.

Die Statuen wurden nicht eher an ihren Standorten aufgestellt, bis einige fromme
Leute, geleitet vor ihrem Glauben und der Heiligenverehrung, von den Statuen eine
Öllampe entzündeten und damit gleichzeitig für die nächtliche Staßenbeleuchtung
sorgten. Diese originelle und nahezu revolutierende Idee wurde bald zum Allgemeingut
, so daß überall in Valletta Heiligenstatuen errichtet wurden, die noch heute die
einstige Konventsstadt der Ritter schmücken und ihr ein besonderes Gepräge verleihen
. Der Großprior Philipp Wilhelm von Nesselrode und Reichenstein muß als Urheber
der ersten Statuen und dieser Beleuchtungsart von Valletta gelten. Im Falle des
Ablebens eines Ritters sahen die Ordensregeln vor, daß vier Fünftel seines Eigentums
an den gemeinsamen Schatz fielen.44 So kam es, daß ein Ritter nur über ein Fünftel
seiner Hinterlassenschaft testamentarisch frei verfügen konnte. Diese Tatsache erklärt
, weshalb die Wohnungen der jeweiligen Herbergen mit so großartigen Waffensammlungen
und Kunstwerken jeder Art ausgestattet waren. All dieses stammte aus
den freien Erbteilen der in Malta verstorbenen Ritter.45

Um sich nach dem Reglement des Ordens zu richten, versäumte es Philipp Wilhelm
von Nesselrode und Reichenstein dann auch nicht, seinen letzten Willen testa-

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