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Klingenberg wegen der Vogtei über Radolfzell, an Pfalzgraf Ludwig III. wegen der
Stadt Heiligenkreuz im Elsaß, an Friedrich VII. von Toggenburg wegen der Besitzungen
in Vorarlberg und im Rheintal, an Jakob von Waldburg wegen der habsburgischen
Gebiete in Oberschwaben, an die Stadt Konstanz wegen des Landgerichts im Thurgau
und an die Stadt Zürich wegen der Grafschaft Kyburg und dem Freiamt im Zürichgau
.54
Nun merkten die Breisgaustädte, daß sie zwischen allen Stühlen saßen. Ende Juli
berieten sie in Breisach über ein neues Vorgehen. Am 26. August 1427 ernannte Herzog
Friedrich den Grafen Hans von Tierstein zum neuen Landvogt im Elsaß, Sundgau
und Breisgau. Zusammen mit den königlichen Kommissären Kaspar von Klingenberg
und Hans Konrad von Bodman zog nun eine herzogliche Kommission in den Breisgau
. Am 3. Oktober informierte Neuenburg den Rat von Freiburg, daß der Landvogt
im Anmarsch sei.55 Die Kommission ging klug vor und begann zunächst in Breisach
mit ihrer „Arbeit": Am 6. November 1427 schlug für Breisach die Stunde der Unterwerfung
; man schwor dem Landvogt Treue, ohne vorher eine Bestätigung der Privilegien
erhalten zu haben.56 Der Landvogt und seine Begleiter, Hans Truchseß von
Dießenhofen, genannt Molli, und Heinrich von Gachnang, genannt Mönch, versprachen
, die Privilegienbestätigung bis Ostern zu bringen. Der Termin mußte aber zweimal
verlängert werden; erst am 20. Januar 1429 erhielten alle Breisgaustädte die Bestätigung
.57
Am 10. November 1427 kam Freiburg an die Reihe. Das Verfahren lief ganz wie
in Breisach ab. Herzog Friedrich schrieb der Dreisamstadt später am 14. Januar 1428,
er habe jetzt „keine Zeit", die Privilegien zu bestätigen, da er auf König Sigmund
warte, der aus Ungarn heranreite.58 Am Abend des 10. November 1427 schrieb Neuenburg
an Freiburg, man habe gehört, daß die Dreisamstadt gehuldigt habe; daher
erbat man sich Abschriften der diesbezüglichen Urkunden.59 Am nächsten Tag traf
der Landvogt in Neuenburg ein, wo sich das gleiche Spiel wiederholte.60 Am glei-
chen Tage unterwarf sich auch Endingen der Herrschaft zu Osterreich.61 Der Traum
von der reichsstädtischen Freiheit war zu Ende. Die Bürger fuhren indes nicht
schlecht mit ihren alten neuen Herrn. Sie erhielten nach einiger Verzögerung 1429
die Bestätigung der Privilegien, zu denen auch das Recht gehört, nicht verpfändet
werden zu können. Kenzingen wurde erst 1564 von Kaiser Ferdinand L aus der Verpfandung
gelöst. Angesichts der vielgerühmten „dementia austriaca" erging es den
Breisgaustädten besser als den Nachbargebieten unter der Herrschaft Badens oder
Württembergs.
Die günstige außenpolitische Konstellation, die Herzog Friedrich die Rückerwerbung
der Breisgaustädte ermöglicht hatte, ging bald vorüber. Am 20. Dezember 1427 wurde
in Venedig der Friede zwischen der Markusrepublik und dem Visconti geschlossen.
Kurz darauf kam es noch einmal zum Ausbruch der Kämpfe, die dann am 19. April
durch den Frieden von Ferrara beendet wurden, in dem Venedig die Städte Brescia
und Bergamo mit ihrem Hinterland erhielt. König Sigmund, der bereits seit 1424 mit
Florenz über einen Romzug verhandelt hatte, den er mit einem Krieg gegen Venedig
verbinden wollte, mußte seine Ambitionen auf die Kaiserkrone zunächst zurückstecken
. Jetzt brauchte er aber auch auf Herzog Friedrich keine Rücksicht mehr zu
nehmen. Das Verhältnis zwischen beiden kühlte sich sehr rasch wieder ab; Sigmund
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