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um ihr Familienoberhaupt wieder in die Arme zu schließen und einen Tag später ge-
meinsam nach Freiburg i. IL zurückzukehren, vermutlich mit einem deutlichen Seufzer
der Erleichterung. Cudrefin aber schließt seinem Bericht die eindringliche Mahnung
an, daß jede Gemeinde und ihre Regierung darauf achten soll, weise und
einmütig ihre Angelegenheiten zu regeln, um Neid und Rachsucht zu verhindern.24
Diese Warnung war nur zu berechtigt, denn alsbald kam es in Freiburg i. U. zwischen
den Parteien zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, und die Stadt versank in
einer Welle von Gewalttaten. Daraufhin zog die Partei des alten Rates mit ihren
Anhängern, ca. 300 Mann stark, nach Murten und Avenches. Die Zurückgekehrten
hatten sich ihnen schon bald angeschlossen, und wir finden sie an der Spitze jener
antihabsburgischen Partei, die zielstrebig die Loslösung Freiburgs aus dem österreichischen
Herrschaftsverband betrieb. Der Wechsel unter die Herrschaft Savoyens
(10. Juni 1452) war dann auch ihr Werk.25
Anmerkungen
1 J. Gremaud, Le Livre des Prisonniers par Nicod Bugniet in: Memorial de Fribourg IV, 1857, S.
267 277. Besonderen Dank schulde ich Herrn Adjunkt H. Foerster vom Staatsarchiv Freiburg
i. Ü., der mir die Ablichtungen der Chroniken von Buguiet und Cudrefin (vergl. Anm. 5) besorgte.
2 Vgl. R. Feller E. Bonjour, Geschichtsschreibung der Schweiz. Vom Spätmittelalter zur Neuzeit,
Bd. 1, 21979, S. 94 95; A. Büchi, Die Chroniken und Chronisten von Freiburg im Uechtland, in:
Jb. f. Schweiz. Geschichte 30, 1905, S. 197 326, hier S. 221 ff.
3 So Feller Bonjour (wie Anm. 2) S. 94.
4 Vgl. A. Büchi, Freiburgs Bruch mit Österreich, sein Übergang an Savoyen und Anschluß an die Eid
genossenschaft (Collectanea Friburgensia 7) 1897, S. 62 , 76 78.
5 Veröffentlicht von B. F. A. v. Zurlauben in: Tableaux de la Suisse ou voyage pittoresque fait dans les
XIII Cantons, T. VI, Paris 1784, s. LXXI LXXXIII. Vgl. dazu bei Büchi (wie Anm. 4) S.
155 160, Exkurs II: Die Berichte von Nicod Bugniet und Jakob Cudrefin.
6 Zur schnellen Information vgl. Geschichte des Kantons Freiburg, Bd. 1, 1981, bes. S. 167 206, sowie
Büchi (wie Anm. 4), das bis heute noch nicht überholte Standardwerk; ferner E. Tremp, Volksun
ruhen in der Freiburger Landschaft beim Übergang Freiburgs von der österreichischen zur savoyi
sehen Herrschaft (1449 1452), in: Freiburg. Die Stadt und ihr Territorium. Politische, soziale und
kulturelle Aspekte des Verhältnisses Stadt Land seit dem Spätmittelalter, 1981, S. 139 159; W.
Schulze, Herzogs Albrechts Verfassungsänderung in Freiburg im Jahre 1454. Ein Beitrag zu einem
umstrittenen Vorgang, in: ZBreisgGV 105, 1986, S. 83 97, bes. S. 90 93.
Eine Aufarbeitung der vielschichtigen Ereignisse in Freiburg i. Ü. steht immer noch aus. Besonders
die sozialen Spannungen im Innern bedürften der Aufmerksamkeit.
7 Ich entscheide mich für die französischen Namensformen, wie sie in der Quelle verwendet werden.
Trotz gemischtsprachiger Bevölkerung blieb die politische Macht zum großen Teil beim romanischen
Bevölkerungsteil, wobei die Oberschicht gleichermaßen Französisch wie Deutsch beherrschte. Auch
der aus dem deutschsprachigen Gebiet stammende Gambach scheint die französische Form seines Vor
namens („Tschan") bevorzugt zu haben, wie in der Urfehdeurkunde von 1450 deutlich wird. Auch Rit
ter Rou de Wippens, der sich nach dem kleinen Ort Vuippens im Süden des heutigen Kanton Fribourg
nannte, erscheint in deutschsprachigen Urkunden als „Rudolf von Wyppingen", im Französischen er
scheint sein Vorname auch als „Raoul" oder „Rod(olphe)". Über die Sprachzugehörigkeit der Bevöl
kerung vgl. U. Portmann, Die Datenbank „Freiburger Bürgerbuch 1341 1416" als Forschungsin
strument, in: Freiburg. Die Stadt und ihr Territorium (wie Anm. 6) S. 105 123, bes. S. 114 115.
8 Vgl. Büchi (wie Anm. 4) S. 45. Tremp (wie Anm. 6) S. 155 156: Wilhelm Velga, Schultheiß
1436 39, 1442 45, 1446 49 (30.000 lb Vermögen); Jacob de Praroman, Schultheiß 1439 42
(28.000 lb Vermögen); Möns. Rod. de Wippens, Bürgermeister 1441 44 (29.000 lb Vermögen); Jean
Gambach, Sensenfabrikant (20.000 lb Vermögen); Johann und Nicod Bugniet, Spital und Bruder
schaftsmeister (17.000 lb Vermögen).
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