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sollte; insbesondere war der Plan wohl gegen die Einfalle der Eidgenossen, aber auch
gegen Raubzüge einheimischer Großer gerichtet.69 Daß Albrecht nur wenig Unterstützung
für sein Vorhaben fand, lag wohl an der von ihm beanspruchten Führungsrolle
.
Wie es scheint, ist es also ein ungewöhnlich ehrgeiziger, aber auch politisch minder
begabter Fürst gewesen, der in derselben Zeit beim Aufbau seiner persönlichen Herrschaft
die Gründung einer Hohen Schule in Angriff nahm. Nach den frühesten erhaltenen
Zeugnissen müssen die Pläne mindestens ins Jahr 1454 zurückgehen. An dem
Werk hat sicher anfangs auch Albrechts Gemahlin Mechthild tatkräftig Anteil genommen
, auch wenn dies gelegentlich bezweifelt wird und direkte Zeugnisse dafür fehlen
.70 Mechthild stammte ja aus einem der Wissenschaft und Literatur zugetanen
Haus, das die Universität Heidelberg gegründet hatte;71 sie selbst betätigte sich später
in Rottenburg als Mäzenin spätmittelalterlicher Ritterdichtung und war den neuen
geistigen und künstlerischen Bewegungen von Humanismus und Renaissance gegenüber
aufgeschlossen.72 1477 sollte ihr Sohn aus erster Ehe, Graf Eberhard im Bart
von Württemberg, sogar unter ihrer Mitwirkung auch in Tübingen eine Universität
stiften.73 Undenkbar also, daß die Pfalzgräfin nicht selbst bei Albrechts Planungen
mitgewirkt hat. Vermutlich ist es sogar Mechthild gewesen, die den Heidelberger
Universitätslehrer Matthäus Hummel ihrem Gemahl empfohlen hat, der dann einer
der wichtigsten Helfer des Erzherzogs bei der Gründung und erster Rektor der Freiburger
Universität wurde.74
Die älteste Quelle für die geplante Universitätsgründung ist der Eintrag eines vatikanischen
Supplikenregisters vom 20. April 1455.75 Demnach hat Albrecht, der
Herzog von Osterreich, den Heiligen Vater für die Errichtung eines Studium generale
„in seiner Stadt Freiburg in der Diözese Konstanz" zu gewinnen gesucht. Das Generalstudium
sollte aber nach Albrechts Argumentation „nicht nur dem ihm unterstellten
Staat und den Einwohnern seiner Länder, sondern auch dem Nutzen und der
Wohlfahrt anderer Weltgegenden" dienen. An der Hohen Schule sollte in Theologie,
kanonischem und weltlichem Recht sowie in jeder erlaubten Fakultät gelehrt werden;
die Universitätsangehörigen sollten, wie ausdrücklich vermerkt wird, dieselben Vorrechte
und Freiheiten wie im General Studium von Wien genießen. Der Papst, Calixt
III., stimmte nicht sofort zu, sondern beauftragte einen Kurienkardinal und den Freiburger
Diözesan, den Bischof von Konstanz, damit, die Angelegenheit zu prüfen.76
Der Konstanzer Bischof erhielt allerdings durch päpstliches Mandat das Recht, die
Hohe Schule zu errichten, sobald er seine Untersuchung abgeschlossen hätte. Es dauerte
dann aber ein ganzes Jahr, ehe der Diözesan aktiv wurde. Ein Ausschreiben über
die geplante Universitätsgründung mit einer dreißigtägigen Einspruchsfrist publizierte
er erst am 17. April 1456.77 Während also damals der Gründungsprozeß kirch-
licherseits erst richtig in Gang kam, hatten sich die politischen Verhältnisse in den
Vorlanden stark verändert. Albrecht hatte seine Herrschaft Anfang 1456 verlassen
und hielt sich fortan vorwiegend bei seinem Bruder Friedrich, bei seinem Vetter Sigmund
oder bei König Ladislaus in Wien auf.78 Die Motive dieses Abzugs sind dunkel
; sicher ist, daß Mechthild, die ihrem Gemahl keine Kinder geschenkt zu haben
scheint, in Rottenburg zurückblieb und auch später wohl nur noch einmal mit Albrecht
zusammengetroffen ist.79 Man glaubt, wohl nicht ganz zu Unrecht, an ein
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