http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0114
nasium als Novize in St. Peter eingetreten ist, denn der Abt vermerkt in seinem Tagebuch
am 17. Oktober 1799, daß ihn während seines Aufenthalts in Freiburg der Vater
Ens dort aufgesucht und gebeten habe, „bei Herrn General zu intervenieren um Beförderung
der Befreiung seines Sohnes" (aus der Gefangenschaft der Franzosen).
„Ich", so fährt er fort, „tat's, der General versprach mir, den Vater mit einem Trompeter
nach Breisach zu schicken, damit er die Befreiung seines Sohnes etwa durch
ein paar Louisdors bewirken könnte." Faustin war bereits zwei Tage zuvor im Kapitel
im Priorat als Novize für den Fall angenommen worden, „daß Ens wieder aus der
Gefangenschaft befreit werde".7
Man kann annehmen, daß es dem Vater Ens schon aus Versorgungsgründen recht
war, wenn sein Sohn seine weiteren Studien auf Kosten des Klosters betreiben konnte,
studierte doch zu jener Zeit schon der ältere Sohn Stanislaus in Freiburg Jurisprudenz
und waren noch sieben weitere Kinder unversorgt zu Hause. Die Eltern waren jedenfalls
, wie Abt Speckle in seinem Tagebuch vermerkt, sehr bekümmert, als ihr Sohn
Faustin kurz vor seiner Einkleidung (Profess) wieder aus dem Orden austrat. Der Abt
schilderte dies unter dem 15. August — Mariä Himmelfahrt — 1802 wie folgt:
„Abends kam fr. Wilhelm Ens und meldete mir seinen Entschluß, das Kloster zu verlassen
und gleich morgen auszutreten, weil er schon seit einem halben Jahr dieses
überlegt hätte und sich immer gleichgesinnt gestimmt hätte. Er hätte eine große
Freude zum Weltpriesterstand. Auf meine Vorstellung, daß er wenigstens noch vier
Tage warten sollte, bis seine Eltern benachrichtigt wären, sagte er, diese wüßtens
schon, und beharrte darauf, gleich morgen wegzugehen. Nach verschiedenen Vorstellungen
sagte ich ihm, wenn er nur gekommen sei in der Absicht, einige Jahre im Kloster
zu leben, zu essen und unterdessen zu studieren, so ratete ich ihm, ohne weiteres
auszutreten. Wenn er in der Überzeugung gekommen sei, von der Vorsehung zu diesem
Institut berufen zu sein und nichts Wesentliches lande, was seine Überzeugung
umstoßen könnte, so sollte er es allerdings noch ferner überlegen und nicht einer Impression
, welche Selbstbetrug sein könnte, folgen. Übrigens könnte ich ihn nicht anders
als nach der Ordnung entlassen, würde ihn aber nicht hindern, wenn er eigenmächtig
gehen wollte. Er könnte seine Kutte aus- und seine Röhren anziehen und
gehen, aber in diesem Falle könnte ich ihm nicht Glück wünschen, ihm nicht sagen,
behalte ihn Gott, halte er sich wohl. Das waren ungelähr die letzten Worte. Folgenden
Tages früh um 5 Uhr forderte er seine Kleider und ging ohne weiteres davon. Sehr
wahrscheinlich war er nie gesinnt, im Kloster zu bleiben, obwohl seine Aufführung
bisher ziemlich untadelhaft gewesen".8
Am 18. August vermerkte der Abt weiter: „Von dem dieser Tagen ausgetretenen fr.
Noviz Ens zeigte es sich in der Folge, daß sein Austritt längst vorher beschlossen und
er nur noch das Studium des ersten Jahres der Philosophie ausmachen wollte. Die
Eltern bekümmerten sich sehr über den Austritt, hingegen beförderten diesen der
Bruder [gemeint ersichtlich der um zwei Jahre ältere Stanislaus, Student in Freiburg]
und die zween Schulmeister Noth von Rothweil und Rieder von Krozingen, welche
beede ich hier um ein gar geringes Kostgeld studieren ließ und beförderte, daß sie
jetzt in Freiburg Philosophie studiren können. Beede sicherten mir, als sie von hier
abgingen, ewige Dankbarkeit für ihr ganzes Glück zu. Und nun nach einem Jahr zeigen
sie ihren Undank, im übrigen weiß die Vorsehung, was gut ist".8
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