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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 140
(PDF, 38 MB)
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recht anspruchsloser Mann gewesen, und die Musik, die er mit seiner Domkapelle
machte, sei eine Art „Katzenmusik" gewesen. Es war einfach so, daß er mit den recht
beschränkten Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, auskommen mußte, und dadurch
zu verschiedenen Notlösungen und Zugeständnissen gezwungen war.

Die Aufgaben des Domkapellmeisters beschränkten sich freilich nicht darauf, den
Chor und das Orchester zu leiten. Er mußte daneben den Unterricht der Sängerknaben
und der Studenten des theologischen Konviktes leiten und beaufsichtigen, sich
um die ganzen für die Leitung der Kapelle nötigen Formalitäten kümmern und den
Haushalt der Domkapelle führen. Darüber hinaus verlangte Lumpp noch vom Domkapellmeister
, daß er

„1. ein fortgesetztes Studium der höhern Kirchenmusik sich angelegen sein lasse,

2. sich darum mit der ältern und neuern Literatur vertraut mache, und die neu heraus-
gekommenen Musikalien einer sorgfaltigen Prüfung, unterwerfe,

3. nötigenfalls eigene Kirchenkompositionen verfertige, oder die Werke fremder
Tonsetzer nach den jeweiligen Bedürfnissen der Domkapelle arrangire.

4. für Anschaffung neuer Musikalien und Instrumente sorge."34

Doch nicht nur der Domkapellmeister hatte sehr vielfaltige Aufgaben, auch die
Sänger und Musiker, vor allem aber die acht Knaben, konnten sich über einen Mangel
an Aufgaben nicht beklagen. Die Knaben hatten täglich zwei Stunden Gesangsunterricht
, mußten bei allen Proben und Aufführungen mitwirken, und darüber hinaus
mußten sie noch jeden Tag zwei Choralämter singen. Für den täglichen Unterricht,
für die Einstudierung der Choralämter und für die Begleitung der Choräle — der
Choralgesang wurde grundsätzlich mit Orgel begleitet — war der „zweite Musiklehrer
" zuständig. Außerdem mußte dieser Musiklehrer (oder Domchorassistent) noch
einen Teil des Orgelspiels im Münster übernehmen, den Domkapellmeister bei den
Proben unterstützen und, falls dieser verhindert war, selbst die Domkapelle leiten.35

Erster Chorassistent wurde der schon mehrfach erwähnte Lehrer Strohmeier, der
eine ähnliche Funktion schon unter Musikdirektor Weiland innegehabt hatte. Strohmeier
versah viele Jahre lang seine Aufgaben gewissenhaft und pünktlich, zur vollen
Zufriedenheit des Domkapellmeisters wie auch der Sänger und Musiker, und trat erst
1870, nach 32 Jahren, aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen — er hatte seit
1838 ein jährliches Einkommen von 200 Gulden bezogen — zurück. Von Strohmeiers
Nachfolgern als Domchorassistenten blieb keiner mehr so lange in seinem Amt wie
er, aber einige von ihnen blieben der Domkapelle dennoch erhalten: die späteren
Domkapellmeister Gustav Schweitzer, Carl Schweitzer und Franz Stemmer.

Den Abschluß dieser kleinen Geschichte der Gründung der Freiburger Domkapelle
soll nun ein Blick auf das Repertoire, auf die Werke, die in den ersten Jahren gesungen
wurden, bilden. Von 1899 an führte viele Jahre lang der Chorassistent Holtzmann
genau Buch darüber, was wann aufgeführt wurde, für die ganze Zeit davor aber existieren
derartige Aufzeichnungen nicht mehr. Auch ein Verzeichnis aller Noten und
Instrumente, das Leopold Lumpp im Jahre 1843 aufgestellt hatte, ist nicht mehr auffindbar
. Zumindest aber gibt es noch seine „Anträge auf Anschaffung neuer und Ergänzung
alter Musikalien" von 1838, aus dem man ersehen kann, was Lumpp einzustudieren
und aufzuführen gedachte.36 Auf dieser „Wunschliste", die leider nicht genau
angibt, um welche Werke es sich handelt, stehen mehrere Messen, ein Te Deum

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