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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 182
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da, mal dorthin zollen. Nicht nur, daß es Soldaten zu stellen hatte; belastend waren
auch die Einquartierungen und Ablieferungen. Letztere zwangen die Gemeinde, erhebliche
Schulden zu machen, unter denen sie lange zu leiden hatte. Auch der von
Soldaten ins Dorf eingeschleppte Typhus brachte großes Elend (1814 dreifache Sterberate
).28

XIII,

Die Nöte und Beschwernisse, welche die napoleonischen Kriegszüge und ihre Folgen
für die Umkircher gebracht hatten, waren noch keineswegs überwunden, als schon
wieder neue Ereignisse von ungeheurer Belastung eintraten. Mißernten, Unwetter
und schwere Überschwemmungen durch die wilde Dreisam brachten — vor allem den
ohnehin armen Menschen — bittere Not. Besonders hervorstechende Unglücksjahre
waren die von 1816/17 und 1824. Als man dann endlich daran ging, die Dreisam zu
regulieren, waren die dafür zu entrichtenden Sondersteuern wiederum für lange Jahre
eine bedrückende Last. Wen wundert es da, daß unter den gegebenen Umständen 15
Männer und Frauen sich zur Auswanderung nach Amerika entschlossen.

Wie ärmlich die Verhältnisse für den allergrößten Teil der Dorfbewohner in dieser
Zeit gewesen sein müssen, zeigt eine Übersicht über die Verteilung des Grundbesitzes
aus dem Jahr 1827: Diese weist aus, daß die Herrschaft 1350 Morgen besaß (rund
51 %), der Universität 270 Morgen gehörten (Mundenhof, rd. 10 %), Auswärtige über
400 Morgen verfügten (rd. 15 %), das Gemeindeeigentum 197 Morgen ausmachte (rd.
7'/2 %), Umkircher Bürger zusammen 400 Morgen zu eigen hatten (rd. 15 %) und
Stiftungen sich auf 36 Morgen beliefen (rd. 29 Bedenkt man zudem, daß

Umkirch damals knapp über 600 Einwohner hatte und das Eigentum der Gemeinde
wie auch ihrer Bürger hauptsächlich in den ertragsärmeren Gewannen lag, kann man
leicht ermessen, wie es um den Lebensstandard hier bestellt war. Die 1831 verfügte
Aufhebung der Frondienste für den Grundherrn — gegen letztere hatte man früher
immer wieder revoltiert — brachte auch nicht die erhoffte Entlastung; die Aufhebung
der Fron mußte nämlich mit einer Ablösungszahlung (dem „Loskauf') abgegolten
werden, aber Bargeld war überall rar.

XIV.

Die allgemeine Unzufriedenheit weiter Bevölkerungsteile mit der eigenen Lebenslage
und ganz allgemein mit den sozialen und politischen Verhältnissen hatte wohl dazu
beigetragen, daß man sich gegen Potentaten bzw. Obrigkeiten auflehnte und — wo
sich Gelegenheit bot — sich in revolutionärem Gebaren um Veränderungen gegebener
Verhältnisse bemühte. Es kann daher kaum verwundern, daß das Signal der französischen
Februarrevolution von 1848 wie ein zündender Blitz wirkte, auch in deutschen
Landen zu Volkserhebungen und zur Einforderung von mehr Freiheiten führte. Die
in Baden sich radikalisierende Form freiheitlich-revolutionärer Bestrebungen in der
sog. Märzrevolution von 1848/49 fand auch in Umkirch Anhänger und Aufständische.
Sie hätten gerne mitgeholfen, das Land von der Herrschaft des Adels zu befreien und
einer republikanischen Regierung zum Sieg zu verhelfen. Die Revolution scheiterte,
das ausgerückte Umkircher Häuflein kehrte niedergeschlagen zurück. Das Dorf

182


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