Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 269
(PDF, 38 MB)
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Reden und Schriften niederschlug —, sein Eingehen auf die Gefühle und Wünsche der Menschen
bewährten sich in den hessischen Wahlkämpfen 1932 (Mierendorff war damals Pressesprecher
im dortigen Innenministerium). Der SPD-Parteivorstand ließ sich trotzdem nicht zu
energischerem Vorgehen bewegen.

Am 13. Juni 1933 wurde Mierendorff verhaftet, dann mißhandelt und für 4 1/2 Jahre ins KZ
gesteckt. Nach seiner Entlassung Anfang 1938 begann er sich — nach vorübergehender Zurückhaltung
— in die Widerstandsbewegung einzuschalten und zählte später zu den aktiven
Sozialdemokraten im Kreisauer Kreis. Sein Aufruf „Sozialistische Aktion" von 1943, gedacht
für die Stunde des Umsturzes, war ein Programm der antifaschistischen Einheit in deutlicher
Abgrenzung von den konservativen Opponenten des NS-Regimes um Goerdeler (übrigens
wieder mit der Betonung eines Symbols: des „mit dem Kreuz vereinten sozialistischen Ringes
als Zeichen der unverbrüchlichen Einigkeit des arbeitenden Volkes", S. 223). Das Ende des
„Dritten Reiches" erlebte Mierendorff nicht mehr: Am 4. Dezember 1943 wurde er ein Opfer
des Luftangriffs auf Leipzig. Heiko Haumann

Volksgemeinschaft und Volksfeinde. Kassel 1933—1945. Bd. 2: Studien. Hrsg. von Wilhelm
Frenz, Jörg Kammler und Dietfrid Krause-Vilmar (Kasseler Quellen und Studien.
Schriftenreihe des Magistrats der Stadt Kassel, Bd. 7). Hesse-Verlag, Fuldabrück 1987. 428
S., zahlreiche Abb., brosch.

Hinzuweisen ist auf ein beispielhaftes Projekt zur Geschichte einer Stadt im „Dritten Reich",
das aus Forschungen an der Kasseler Gesamthochschule hervorgegangen ist. Band 1, 1984 erschienen
, brachte eine ausgezeichnet ausgewählte und sachkundig kommentierte Dokumentation
einer Ausstellung zu diesem Thema. Der jetzt erschienene Band 2 enthält zahlreiche
wichtige SpezialStudien. Hier kann es nicht darum gehen, die einzelnen Beiträge im Detail
vorzustellen. Hervorgehoben werden soll aber die gelungene Verbindung von lokalgeschichtlichen
Einzelheiten und Einordnung in den allgemeinen geschichtlichen Verlauf jener Jahre.
Auf diese Weise werden nicht einfach große Ereignisse vor Ort illustriert, sondern die Besonderheiten
Kassels treten deutlich hervor: im Bereich der Persönlichkeiten etwa die Tätigkeit
Roland Freislers, dann die Hintergründe der Zerschlagung der Arbeiterbewegung 1933, der
antisemitischen Ausschreitungen ab 1933 und der Zerstörung der Synagoge 1938, die teilweise
früher als im Reichsdurchschnitt erfolgten — um nur einige Punkte zu nennen. Das Spektrum
der Beiträge reicht von der Schilderung zentraler Vorgänge über die Behandlung der NS-Kom-
munalpolitik, der Struktur der NSDAP, des Bildungs-, Kultur- und Pressewesens, der Stadtplanung
, der jüdischen Gemeinde und der Verfolgung der Juden, der Wirschaftspolitik und
sozialen Lage der Bevölkerung, von Widerstand und Verfolgung der Arbeiterbewegung in ihren
historischen Voraussetzungen sowie der Situation ausländischer Zwangsarbeiter bis hin zu
einem Ausblick auf die erste Zeit nach dem Zusammenbruch. Das Buch sollte vergleichbare
Untersuchungen anregen. Dabei werden gewiß je nach den lokalen und regionalen Bedingungen
abweichende Schwerpunkte zu setzen oder Alltagsleben und Verhalten der Bevölkerung
an anderen Beispielen nachzuzeichnen sein. Doch die Art und Weise, wie hier das Innenleben
einer Stadt während der nationalsozialistischen Herrschaft plastisch gemacht wurde, kann auf
jeden Fall als Vorbild dienen. Heiko Haumann

Werner Köhler, Freiburg i.Br. 1945—1949. Politisches Leben und Erfahrungen in der
Nachkriegszeit. (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau Bd. 21.)
Verlag Stadtarchiv Freiburg im Breisgau 1987. 316 S.

„Politisches Leben" vor dem Hintergrund von „Alltagserfahrungen" zu rekonstruieren, setzt

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