http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0118
Unbeantwortet hinsichtlich der Nachrichten über das ritterständische Archiv bleibt
jedoch die Frage, ob 1528 zum ersten Mal ein ritterständisches Archiv eingerichtet
wurde, oder ob beispielsweise die Herren von Rappoltstein schon früher ritterschaftliche
Dokumente verwahrten. Zu diesen Überlegungen verleitet die Bemerkung, daß
das Archivinventar von 1528 wenigstens zum Teil nur aus kurz zuvor angefertigten
Kopien des Notars Gabriel Fraysen bestand, die im Beisein von Wihelm Graf von
Lupfen, Hans Jakob Waldner, Paul Stör und Michel von Blumeneck angefertigt wurden
. Möglicherweise sind auch in diesem Kreis die anderen drei Schlüssler der Ar-
chivtruhe zu suchen. Zum einen darf man davon ausgehen, daß sich die Ritterschaft
von Elsaß, Sundgau, Breisgau und Schwarzwald, um deren Akten es sich bei dem Archivrevers
von 1528 handelt, vor 1518 als zwei voneinander unabhängige Korporationen
einerseits im Elsaß und Sundgau, andererseits in Breisgau und Schwarzwald gegenüberstanden
, was bedeuten würde, daß unter der Bedingung, daß es ältere
ritterschaftliche Archive gab, vor 1518 zwei getrennte Archive für jede dieser Korporationen
existierten.52 Wenn man dann in einer zweiten Annahme von der Stellung
der Herren von Rappoltstein innerhalb des Ritterstandes auf eine mögliche Verwahrung
früherer Dokumente schließt, kommt man mit dieser Hypothese gleichwohl
endgültig in eine Sackgasse, da das Archiv der Herren von Rappoltstein nach einem
Brand weitgehend zerstört war und 1515 wieder neu eingerichtet wurde."
Der Revers des Wilhelm von Rappoltstein gibt aber auch eine präzise Aufstellung
der in der Lade von 1528 verwahrten Dokumente, die heute noch zum Teil in mehreren
Abschriften erhalten sind. Im folgenden sollen die Einzelposten dieses ritterständischen
Archivrepertoriums von 1528 wortgetreu wiedergegeben und den heute noch
vorhandenen Abschriften dieser Urkunden mit ihrer Archivsignatur beigegeben werden
. Eine Identifikation ist möglich, da sich eine ritterständische Privilegiensammlung
vom Ende des 16. Jahrhunderts und eine weitere Kopiensammlung weitgehend
an die Reihenfolge dieses Repertoriums anlehnen. Auf die tatsächliche Provenienz
dieser Abschriften wurde bei der Identifikation und folgenden Aufstellung keine
Rücksicht genommen.
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