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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 144
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0146
Von verschiedenen Wissenschaftlern2 wurde bestätigt, daß es sich um arabische
Schriftzeichen handelte, doch ihre Bedeutung und das Alter der Münze war noch
nicht bestimmt. Arabische Münzen gelangten durch den Fernhandel im Mittelalter
bis hinauf nach Skandinavien, und es ist sicher, daß sich arabische Reisende und
Kaufleute zu dieser Zeit in Mittel- und Nordeuropa aufhielten. Aber auch die Türkenkriege
gegen Ende des 17. Jahrhunderts waren zunächst als Erklärung für den Fundort
der Münze denkbar; unter anderem wurde ja Wien im Jahre 1529 und 1683 von den
Türken belagert, und es gab vielerlei Möglichkeiten, wie eine solche Münze als
Beute, Fundstück oder Souvenir in den Breisgau gelangt sein konnte. Badische Einheiten
waren an vielen Kämpfen dieser Zeit, so etwa bei Wien, Nisch etc. beteiligt.
Sicher waren auch deutsche Kaufleute in den langen Friedenszeiten im Osmanenreich
unterwegs, das ja zeitweise große Teile des Balkans umfaßte und damit an die österreichisch
-ungarische Doppelmonarchie angrenzte. Und zur Zeit Ludwigs XIV. waren
auch französische Spezialtruppen für die Osmanen tätig.

Welche der knapp angedeuteten Möglichkeiten sich als die richtige erweisen würde,
konnte — wenn überhaupt — nur die genaue Lesung der Inschrift durch einen Fachmann
ergeben. Diese Aufgabe wurde von Dr. Lutz Ilisch (Basel/Weil a. Rh.), Omar
Hamdan M. A. (Freiburg/Jerusalem) und F. Vortisch (Karlsruhe-Durlach)3 mit
Scharfsinn und großer Geduld gelöst.

Ihre Ergebnisse zusammengenommen, lautet demnach die Lesung für die Vorderseite
(Avers) des Dinars:

(Unleserlich, aber zu ergänzen: Sultan Selim ibn) Sulaimän Hän azza nasrahu duriba
fi Sidre Qapsa 974 sane, das heißt: (Sultan Selim, Sohn des) Sulaiman Chan, Gott
möge seinen Triumph groß machen, geprägt in Sidre-Qapsa, Jahr 974.
Auf der Rückseite (Revers) steht:

Daribu'n-nadri sähibu'l-izzi wa'n-nasri fi'l barri wa'l-bahri: Präger des Goldes, Besitzer
des Ruhmes und des Sieges zu Land und Meer.

Leider ergibt die Legende kein genaues Prägejahr der Münze; das Jahr 974 der islamischen
Zeitrechnung ist nach dem freundlichen Hinweis von L. Ilisch nur als termi-
nus post quem für die Prägung der Münze zu werten. Es ist hier einfach nur das erste
Regierungsjahr des Sultans Selim angegeben. Die osmanischen Münzen zeigen in der
Edelmetallprägung seit dem frühen 16. Jahrhundert in den europäischen und anatoli-
schen Münzstätten nur das Anfangsjahr der Regierung des jeweiligen Sultans.

Die islamische Zeitrechnung beginnt bekanntlich mit dem Jahr 622 n. Chr., d. h.
mit dem Auszug Mohammeds aus Mekka (der sog. Hedschra). Dabei ist aber u.a.
zu berücksichtigen, daß das islamische Jahr 11 Tage kürzer ist als das christliche.
Nach der „Wüstenfeld-Mahler'schen Vergleichs-Tabelle zur muslimischen und iranischen
Zeitrechnung . . ." (1961) Seite 21 ergibt sich somit das Jahr 1566 n. Chr. Der
genannte Sultan Selim IL regierte von 1566 bis 1574, und nach dem bisherigen Forschungsstand
ist davon jedes Jahr für die Prägung der vorliegenden Münze gleichermaßen
denkbar. Sein Vater Sulaimän I. (1519/20 bis 1566) war der zehnte und wichtigste
osmanische Sultan; bei uns ist er auch als Soliman der Prächtige bekannt. Mit
Selim ist also zumindest der Prägeherr der Münze ermittelt und etwas der historische
Kontext abgesteckt, in dem sich alle Deutungen bewegen müssen. Das Jahr 1566 ist
auch nur der terminus post quem, nach dem die Münze nach Bollschweil gelangt sein

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