http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0183
Schafen genannt.59 Die Bauernhöfe in diesem Ort wurden schon seit langem nicht
mehr selbst bewirtschaftet. In Neuhäuser und Fischbach hatte das Kloster zu dieser
Zeit keinen Grundbesitz mehr.
Das bisher gezeigte statische Bild der Vermögensübersicht wird ergänzt durch die
Einnahmen- und Ausgabenrechnungen für die Jahre 1768, 1769 und 1770, die das
Kloster zur Wahl der Äbtissin vorlegen mußte. Sie geben ein Bild über die Wirtschaftskraft
des Klosters und der Nutzung seiner Resourcen.60
Nach der Einnahmen- und Ausgabenrechnung für 1769 standen Gesamteinnahmen
in Geld von 6771 fl Ausgaben von 6140 fl gegenüber, so daß ein rechnerischer Uberschuß
von 631 fl vorlag. (Für 1768 wurde ein kleines Defizit ausgewiesen.) Neben
den Geldeinnahmen wurden aus „Lehen und Bodenzinsen, Zehnden und eigenen Güteren
" beachtliche Naturaleinnahmen verbucht, und zwar an Weizen 1465 Sester,
Roggen 4750 Sester, Gerste 1614 Sester, Hafer 1502 Sester, Erdäpfel 457 Sester sowie
Wein 145 Saum und 129 Wagen Heu. (Der Sester als Mengenmaß faßt 18,25 Liter.)
Diese Naturaleinnahmen dienten entweder dem eigenen Bedarf oder wurden verkauft
und gingen dann als Erlöse in die Geldrechnung ein. Die wichtigsten Geldeinnahmen
stammten aus: Geld- und Bodenzinsen 1630 fl, verkauften Früchten 1400 fl, Holzverkäufen
1079 fl und Viehverkauf 898 fl.
Die Personalausgaben für Taglöhner und Dienstboten sind mit 1037 fl der größte
Ausgabenposten. Das Kloster mußte aber auch landwirtschaftliche Produkte zukaufen
, und zwar Fleisch für 569 fl, Fisch für 208 fl sowie Gewürze, Butter und Salz
für 492 fl. Ein Vergleich der Jahresergebnisse zeigt deren Abhängigkeit vom jeweiligen
Ernteertrag.
Die der Äbtissin nach der Wahl auferlegte Verpflichtung, die Passiva des Klosters
zurückzuführen, ist an und für sich nicht ganz verständlich. „Da das Gotteshaus eine
ihm eigenthümliche Behausung in Freyburg verkauft hat", konnte es in der Rechnung
für 1770 eine Einnahme von 4900 fl verbuchen und hieraus eine Abzahlung von
2400 fl leisten, so daß die Passiva immerhin auf ebenfalls 2400 fl zurückgingen. Warum
das Kloster nicht die gesamten Passiva abgelöst hat, ist nicht ersichtlich. Viel-
leicht wollte die Äbtissin die andere Hälfte des Erlöses in Höhe von 2400 fl als liquide
Mittel behalten, zumal die Schulden wahrscheinlich langfristiger Art waren.
Aus den Rechnungsunterlagen ist nicht erkennbar, welches Haus das Kloster verkauft
hat. Es kann sich aber nur um den Klosterhof in der Engelgasse gehandelt haben,
in dem aus Anlaß des Aufenthalts von Marie Antoinette 1770 das Cafe Dauphin unter
seinem ersten Besitzer Johann Paul Hoffmann eröffnet wurde.61
An Hand von weiteren Rechnungsunterlagen läßt sich die wirtschaftliche Entwicklung
des Klosters auch in späteren Jahren verfolgen. Für die Jahre 1776—1778 wurde
ein Jahresdurchschnitt an Einnahmen von 6434 fl und an Ausgaben von 6183 fl er-
rechnet, so daß sich ein kleiner Uberschuß pro Jahr ergab.62 Diese Zahlen weichen
nicht nennenswert ab von denen, die bei der Wahl vorgelegt worden waren. Gleiche
Rechnungsunterlagen liegen dann noch für 1788—1790 vor. Der Durchschnitt der Einnahmen
hat sich in diesem Zeitraum auf 7596 fl pro Jahr erhöht und der der Ausga-
ben auf 6609 fl, wodurch sich ein Uberschuß von 987 fl pro Jahr errechnete.63
Leider sind die Rechnungsunterlagen nicht einheitlich aufbereitet, so daß eine Analyse
nur bei wenigen offenkundig gleichen Positionen möglich ist. Bedauerlich ist fer-
181
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0183