http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0221
Abb. 7 Die im Brief vom 10. 12. 1899 von J. Müller an G. Killian angefertigte Zeichnung eines Instru
mentes zur Entfernung von Fremdkörpern aus der Speiseröhre.
Hand": „Die Agitation gegen die Schutzimpfung, welche bekanntlich seit einer langen
Reihe von Jahren unser Nachbarland Württemberg mit erlaubten und unerlaubten
Kampfesmitteln eifrig unterhält, ist im Sommer 1869 auch auf den Boden unseres
Großherzogtums übergespielt worden. Man plänkelte zuerst mit einigen Zeitungsartikeln
, und schritt dann rasch mit zwei Broschüren zum Sturm vor. Die kleine Schrift
„Ein Büchlein über das Impfen" betitelt, rührte von einem katholischen Priester her,
einem Herrn Dr. Hansjakob, dessen Name in den Kämpfen unseres Landes zwischen
Staat und Kirche öfters auftaucht." Heinrich Hansjakob war damals katholischer Pfarrer
in St. Martin in Freiburg, Schriftsteller und Mitglied der Zweiten Kammer. Auf
Seiten der ultramontanen Partei, hier wiederum in einer Sonderrolle, griff er, wie
Kußmaul andeutete, in den badischen Kirchen- und Kulturkampf ein. 1869 zog er als
Vertreter der katholischen Volkspartei mit einer kleinen Fraktion in den Badischen
Landtag ein. Im Wahlkampf hatte er eine Rede gehalten, deretwegen er von Regierungsseite
gemaßregelt wurde.58 Der Großherzog und sein Minister Jolly kommentierten
den Einzug der kleinen Fraktion in den Landtag: „Mehr wie sitzen und
schimpfen werden diese Herren . . . nicht, aber um so mehr werden sich ihre Wähler
überzeugen, daß sie auch nichts leisten."59 1871 wurde Hansjakob erneut Mitglied
der Zweiten Kammer und „machte sich in Zukunft im Namen des religiösen Katholizismus
" zum Sprecher einer innerklerikalen Opposition gegen den Kurs des Freibur-
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