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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 224
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0226
Wichtigkeit dieser unserer äußerlichen Zuneigung aller Ihrer Collegen, die unzweideutigen
Zeugnisse der begeisterten Anerkennung Ihrer von nah und fern zuströmenden
Schüler, und die wachsende Freude am Gedeihen der Ihnen ans Herz gewachsenen
heimatlichen Hochschule, der Sie aufs Neue sich weihen, einen bleibenden Lohn
für Ihren Entschluß, der unsere zu bleiben, und einigen Ersatz für die Entsagung,
welche Sie dabei geübt haben, bieten. — In aufrichtiger dankbarer Verehrung zeichnen
. . ,66

Bei seinen Bleibeverhandlungen hatte sich Kußmaul ausbedungen, den Lehrstuhlinhaber
für Chirurgie aussuchen zu dürfen. Die Fakultät berief Vincenz Czerny
(1842—1916) aus Wien. Über ihn hatte man die besten Urteile erhalten. Czerny war
Schüler und Oberarzt von Hofrat Prof. Th. Billroth (1829—94), einem der besten
Chirurgen der Zeit. In einem fünf Seiten langen eigenhändigen Brief schreibt Billroth
am 21. Oktober 1871 unter anderem: „Nicht nur seine Persönlichkeit, sondern besonders
sein Studiengang, zumal der Umstand, daß er nach den verschiedensten Richtungen
der Medizin Wurzeln getrieben hat und dadurch die Fähigkeit besaß, von überallher
sich immer neue Nahrung zu verschaffen — bestimmten mich zu dieser Wahl .. .
Es hat mir eine ganz besondere Freude gemacht zu beobachten, wie die jungen Ärzte,
Mediziner und Heilgehülfen, besonders die Verwundeten an Czerny hingen, wie alle
ihm zugetan waren für seine aufopfernde, energische und doch immer wohlwollend
freundliche Art der Leitung und Behandlung. Ebenso tüchtig wie sich Czerny als
Chirurg und Arzt entwickelte, hat er sich auch als Lehrer gezeigt . . . Zum Schluß
kann ich Ihnen nur noch sagen, daß ich noch nie einen meiner Schüler so gern und
warm empfohlen habe, daß es zugleich wenige Menschen gegeben hat, die ich so ungern
aus meiner nächsten Umgebung verlieren würde . . "67 Kußmaul richtete am
23. November 1871 ein Empfangsschreiben an Czerny: „Geehrtester Herr College! Es
freut mich sehr, daß nun alles im Reinen ist. Denn wie mir unser Staatsminister
schrieb, haben Sie Ihre definitive Ernennung schon erhalten. Unsere Frau Großherzogin
hat, wie ich heute hörte, sich auch bereits erkundigt, ob Sie aus der Familie
des berühmten Komponisten Czerny stammten. Sie sehen, Ihr Ruf ist schon bis zu
Hofe gedrungen! Wegen Logis haben wir uns erkundigt, Sie haben wohl einige Auswahl
. Wenn Sie Ihrem Vater gerne einen Tag weiter widmen wollen, so thun Sie dies
doch ja. In Leipzig grüßen Sie meinen lieben Freund Thier bestens. Die neue Hospitaleinrichtung
bitte ich Sie genau anzusehen. Sie werden sogleich bei Ihrer Ankunft
die Klinik übernehmen. Wegen der Vorlesungen müssen wir noch zusammen überlegen
. Es wäre wohl am besten, wenn Sie in diesem Winter Allgemeine Chirurgie lesen
würden. Ob es sich aber ausführen läßt, da die Studenten alle Stunden besetzt haben,
ist mir noch etwas zweifelhaft. Sie werden überhaupt diesen Winter nöthig haben,
Ihr Institut herzurichten. Sie finden da nur ein kleines Mikroskop, kein Laryngoskop,
keinen elektr. Apparat. Alles dies galt Ihrem Vorgänger für Schwindel. Sie müssen
den jungen Leuten einen ganz neuen Geist einflößen, doch denke ich, finden Sie ein
fruchtbares Feld. Soviel in aller Eile! Herzlichen Gruß von mir und den Collegen!
Glückauf zur Fahrt in's Schwabenland! S' ist guter deutscher Boden."68 Dieser Brief
leitete eine Beziehung ein, die zu der schönsten und engsten seiner späten Jahre
wurde. Am 3. Mai 1872 wurde Czerny Kußmauls Schwiegersohn, er heiratete seine
20 Jahre alte Tochter Luise. 1876 geht Kußmaul nach Straßburg und ein Jahr später

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