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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 228
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0230
den paradoxen Puls"70 beschreibt Kußmaul bei einer verkalkenden Erkrankung des
Herzbeutels zwei Pulsphänomene an den peripheren Blutgefäßen. Sie heißen heute
noch Kußmaulsche Pulse („Kußmaulscher Venenpuls" und „Pulsus paradoxus").
Durch Beobachtungen am indirekten Erfolgsorgan, den weit vom Herzen entfernt liegenden
Blutgefäßen, konnte er die eigentliche Erkrankung des Herzens diagnostizieren
. Den „Pulsus paradoxus" beschreibt er so: „Der Puls aller Arterien wird bei
gleichmäßig fortgehender Herzbewegung in bestimmten, mit jeder Inspiration regelmäßig
wiederkehrenden Intervallen sehr klein, oder er verschwindet ganz, um mit
der Expiration sofort wiederzukehren. Ich schlage vor, den Puls den paradoxen zu
nennen" Zum „Venenpuls" bemerkt er: „An den Halsvenen bewirkt bei hinreichender
tiefreichender Inspiration der verengende Zugang (zum Herzen) der schwieligen
Stränge eine merklich, selbst beträchtliche Anschwellung." Die Betrachtung und Betastung
des Herzens und seiner Erfolgsorgane, der Blutgefäße, hatte früher wie heute
große Bedeutung: bei der klinischen Befunderhebung und Diagnosestellung, bei der
Therapiekontrolle und der Beobachtung von Operationsfolgen.

1874

Kußmaul veröffentlichte seine Arbeit „Zur Lehre vom Diabetes mellitus", in der er
den Atemtyp im Koma der Zuckerkrankheit beschreibt, der bis heute die „Große
Kußmaulsche Atmung" heißt. Er beginnt mit der Schilderung des folgenden Krankheitsverlaufes
: „Erste Beobachtung: Eine blühende, stattlich gebaute und trotz großer
Thätigkeit sehr wohlgenährte, ja fette 35jährige Frau, Mutter mehrerer Kinder, war
längere Zeit wegen Senkung des Uterus und Geschwüren am Zervix ärztlich behandelt
worden. Sie lebte in glücklichen Verhältnissen. Zuerst fiel es im Sommer 1869
auf, daß ihr Urin an der Wäsche weiße Flecken zurückließ. Seit dem Sommer 1872
nahm der schon vorher vorhandene starke Durst auffallend zu, sie klagte über großes
Schwächegefühl und kam beim Treppensteigen oder raschen Laufen leicht außer
Atem. Erst Ende Dezember 1872 wurde der Diabetes durch die chemische Untersuchung
des Urins festgestellt. Sie war im Winter merklich magerer geworden und im
Frühjahr 1873 nahmen Schwäche und Abmagerung zu, doch war die Kranke noch immer
corpulent. Am 16. Mai 1873 machte Pat. einen Spaziergang von zwei Stunden,
von dem sie sehr ermüdet heim kam. Am 17. und 18. Mai klagte sie nicht mehr als
gewöhnlich. In der Nacht vom 18. zum 19. Mai schlief sie gut bis morgens 2 Uhr.
Da erwachte sie mit großer Athemnot, klagte über heftige Schmerzen im Hypogastrium
und fühlte sich sehr krank. Ihr Zustand wurde rasch so beunruhigend, daß ihr
Hausarzt mich zur Konsultation bitten ließ. Als ich um 11 Uhr morgens bei der Kranken
eintraf, fand ich sie zu Bette liegend, aber in größter Unruhe sich hin- und herwerfend
und mit Todesangst um Hülfe flehend. Sie erschien sehr blass, Gesicht und
Rumpf kühl, Gliedmassen kalt, Puls sehr klein, leicht zu comprimieren, sehr fre-
quent (135 — 140), die Atmung laut, beschleunigt (36) und die Atembewegungen auffallend
gross." Bei der zweiten Patientin beschreibt er die heute nach ihm benannte
Atmung. „Am 8. Januar morgens 9 Uhr fand ich sie komatös auf dem Rücken liegend
und genau dieselben in- und expiratorischen Athembewegungen ausführen, wie die
Diabetische der ersten Beobachtung. Sie atmete 20 Mal in der Minute, die Muskeln
. . . contrahirten sich bei jeder Inspiration kräftigst und erweiterten den Brustkorb in

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