Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 260
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0262
überstehenden Bauten für Männer auf der Südseite, für Frauen auf der Nordseite gewählt
, in dessen Mitte ein zweistöckiges Wirtschaftsgebäude mit Küche, Waschküche
und daran anschließendem Heizungsraum und Stallungen errichtet wurde, das gleichzeitig
als Geschlechterschranke diente.

Zwischen 1875 und 1877 wurden die beiden östlichen Flügelbauten mit dem Wirtschaftsgebäude
, 1885 der zweite Männerbau, 1888 der zweite Frauenbau errichtet.

Andere Gemeinden des Kreises hatten den Bau der Anstalt abgelehnt, da sie eine
Belästigung fürchteten. Eschbacher begrüßte die Entscheidung für Freiburg, da er
ohnehin den Stadtrand für den idealen Standort der Anstalt hielt. Hier war einerseits
eine gute Verkehrsanbindung (10 Min. vom Hauptbahnhof), andererseits genügend
Platz für Gartenbau und Kleinviehhaltung gegeben. Zudem bestand die Möglichkeit,
durch die stadtnahe Lage sowohl Aufträge von Freiburger Unternehmen zu erhalten als
auch Gartenprodukte in Freiburg selbst abzusetzen. Die Konkurrenz der Zulieferer für
Nahrungsmittel gestattete der Anstaltsleitung, die Preise aufs äußerste zu drücken, so
daß das gute wirtschaftliche Ergebnis mit eine Folge der stadtnahen Lage war.44

Die dreistöckigen Unterbringungsgebäude wurden mit der Längsachse von Südwest
nach Nordost auf einem nahezu quadratischen Rechteck von 95 auf 85 m im Abstand
von 45 m errichtet. Durch diese Ausrichtung war gewährleistet, daß den ganzen
Tag von Osten und Westen Licht durch die gegenüberliegenden Fenster einfiel und
die Schlafsäle optimal lüftbar waren. Bewußt wurde das Korridorsystem, „bei dem
die unreine Luft jeweils aus den Sälen in die Gänge und aus diesen gewöhnlich wieder
in die Säle zurückgetrieben wird",45 vermieden.

Jedes Unterbringungsgebäude war 35 m lang und 10 m tief mit einem relativ
schmalen Stiegenhaus in der Mitte. Beim Eintritt in jedes Stockwerk gelangte man
in einen 4 m breiten und 10 m langen Gang, von dem die Aborte, ein Bad und die
Räume abgingen. Wegen der Feuergefahr waren die Böden aus Zement, Tag- und
Schlafräume mit Riemenböden versehen. In der Mitte jedes Stockwerks befand sich
ein 9—10 m im Geviert messender Saal, der als Tag-, Speise- und Arbeitssaal diente.
Daran schlössen sich die 11—12 m langen und 9—10 m breiten großen Schlafsäle an,
die für 20 bis 24 Betten vorgesehen waren. Für Kranke waren im 3. Stock Einzelzimmer
für 1—5 Personen ausgebaut, für „Unreinliche und Unartige ..., sowie für Bösartige
und Streitsüchtige, wie sie vorherrschend unter den Frauen zu treffen sind",46
hatte man kleinere Räume in den unteren Stockwerken eingerichtet. In den Souterrains
der Männerbauten waren Werkstätten für Schreiner, Glaser, Schuster, Korbmacher
, Räume zum Tütenkleben, Kaffeeverlesen und Federnschleusen geschaffen worden
, und unter den Frauenbauten befanden sich Keller für Wein, Gemüse, Kraut,
Kartoffeln und ähnliches. Die Heizung sämtlicher Räume erfolgte mittels Zentralfeuerung
durch Dampfluft, die durch in den Mauern verlegte Kanäle in die Zimmer
geleitet wurde. Der zentral erzeugte Dampf wurde auch zum Kochen und zum Trocknen
der Wäsche verwendet. Die Einrichtung bestand aus ungestrichenen Holzmöbeln
, nicht nur aus Kostengründen, sondern auch weil sie wärmer waren und weniger
Geräusch machten. In den Bettgestellen lagen Stahlfederroste und Seegrasmatratzen,
neben jedem Bett stand eine Kiste, die als Stuhl und Nachttisch diente. In allen Stockwerken
gab es fließendes Wasser. Zur Beleuchtung der Anstalt während des Winters,
im Sommer bestand kein Bedarf, wurde Petroleum verwendet.

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