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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 285
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Kommunal Verwaltung oblag. Eine ihrer Hauptpflichten bestand darin, die Polizei ver-
waltung der Amter und Gemeinden zu überwachen. Ihre Funktion war weitgehend
Persönlichkeitsfunktion, schreibt Karl Stiefel in seiner badischen Geschichte. Die
Landeskommissariate waren keine Mittelbehörde und konnten frei von instanzlichem
Ballast eine Mittlerrolle ausüben. Im Dritten Reich bestanden Pläne, sie im Zuge der
Verwaltungsvereinheitlichung in Regierungspräsidien, also in Mittelbehörden, umzuwandeln
, was jedoch unterblieb, da sie als effektiv und sparsam anerkannt wurden.
In der Praxis wurden die Landeskommissariate nach der Verwaltungsreform von 1936
bis 1945 vom Reich jedoch mit den Aufgaben einer Mittelbehörde betraut, wodurch
Schwoerers Stellung de facto aufgewertet wurde. Da die Akten aus Schwoerers Behörde
verloren gegangen sind, ist es schwer, direkte Zeugnisse seiner Amtsführung
zu finden. Im Archivgut des ehemaligen Bezirksamts Lahr hat sich aber das Protokoll
einer Landrätebesprechung von 1929 erhalten, das Schwoerers Gespür für die Erfordernisse
der Zeit deutlich macht. Er setzte damals das Thema „Verunreinigung der
Gewässer durch Industrieabwässer" auf die Tagesordnung und ließ sich von der Verkehrspolizei
über die Erfahrungen mit der Einführung der gebührenpflichtigen Verwarnung
berichten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lief die Institution des Landkommissärs
aus. Schwoerer stellte 1945 seine Tätigkeit ein und trat im Oktober 1946 in den Ruhestand
. Sein Wirken fand auch aus der Nachkriegssicht heraus breite Anerkennung.
Er hatte sich während der Jahre des Dritten Reiches als Autoritätsperson konservativen
Zuschnitts behaupten können, zu volksnah und korrekt, als daß es die nationalsozialistischen
Verantwortlichen in Karlsruhe für tunlich gehalten hätten, ihn abzulösen
oder sich mit ihm anzulegen. Er konnte aus seiner persönlichen Stellung heraus unrechte
Maßnahmen des damaligen Regimes abmildern, den bekannten Gang der
Dinge im ganzen freilich nicht aufhalten. Er habe Wege gefunden, die „das Optimum
bei der bestehenden Situation" darstellten, formulierte 1954 ein Gratulant zu Schwoerers
80. Geburtstag. Zum selben Anlaß schrieb ein jüdischer Rechtsanwalt das gewichtige
Wort, daß Schwoerer „im Elend trübster Tage unentwegt gegen den entarteten
Mißbrauch angemaßter Herrschaft eingeschritten" sei.

Präsident der Badischen Heimat

Ein wesentlicher Teil von Schwoerers Lebenswerk ist sein Engagement für die heimatliche
Kultur- und Naturpflege. Er investierte hier Wissen, Können, Liebe und viel
Kraft und Zeit. Von 1929 an war er Vorsitzender des Landesvereins Badische Heimat,
er wirkte im Schwarzwaldverein mit und gehörte als Vorstandsmitglied dem Freiburger
Münsterbau verein an. Die Arbeit in der Badischen Heimat war für ihn besonders
prägend und wirkte bis in sein Privatleben hinein. Er führte den Verein durch die
Jahre des Dritten Reiches, die diesem Aufwertung brachten, aber auch die Gefahr,
vor den politischen Karren gespannt zu werden. Schwoerer fand auch hier ein annehmbares
Maß und konnte die Zugeständnisse an den Zeitgeist im Rahmen halten.
Daß sie sich in der Diktion manchesmal ganz unbewußt eingeschlichen haben, kann
man bei der Lektüre von Reden aus jener Zeit allerdings doch feststellen. Einen interessanten
Hinweis verdankt die Verfasserin dem Lahrer Landeskundler und Bürger-

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