http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0316
„Theaterliturgie" Richard Wagners auf die NS Veranstaltungen (S. 699), „Hitlers Vorstellung ästheti
sierter Politik" (S. 700) und die „Magie der Kulisse" (S. 705); H. Thamer, Verführung und Ge
walt. Deutschland 1933 1945 (Die Deutschen und ihre Nation, Bd. 5), 1986, S. 417 434. Im übri
gen beschränken sich die Friedensoffensiven keineswegs auf den Westen. Gegenüber Polen schien man
mit dem Nichtangriffsvertrag von 1934 zu einem Ausgleich kommen zu wollen, und auch hier spielten
die Kriegsveteranen eine wichtige Rolle: Noch am 6. 7. 1938 legte Reichskriegsopferführer Oberlindo
ber beim deutsch polnischen Frontkämpfertreffen in Krakau einen Kranz am Grab Marschall Piludskis
nieder (M. Overesch, W. Saal, Das Dritte Reich 1933 1939 [Drostes Geschichtskalendarium.
Chronik deutscher Zeitgeschichte. Politik Wirtschaft Kultur, Bd. 2,1], 1982, S. 458).
21 Piekalkiewicz (wie Anm. 17) S. 23. Diese Argumentation wiederholte Hitler häufig.
22 StadtAF, Dwe 5300, Die Friedens Warte 28, 1928, H. 4, S. 107 112, Zitat S. 107 (im übrigen wurde
auch hier die besondere Rolle Freiburgs als Grenzstadt hervorgehoben). Zum Kongreß 1923, der ein
Ausdruck der Bestrebungen des Friedensbundes deutscher Katholiken war, die Aussöhnung gerade mit
Frankreich voranzutreiben, und zur allgemeinen Entwicklung D. Riesenberger, Geschichte der
Friedensbewegung in Deutschland. Von den Anlangen bis 1933, 1985, hier S. 206. Zu Empfängen von
Kriegsopferverbänden in den zwanziger Jahren vgl. StadtAF, C 4/XVI/26/2 (z. B. 1927).
23 Wette (wie Anm. 17) S. 140.
24 Hitlers Lieblingsmarsch, den Badenweiler, konnte man allerdings schlecht spielen, da er nach der Er
stürmung von Badonviller durch deutsche Truppen am 12. 8. 1914 komponiert worden war. (Mitteilung
des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes Freiburg; Transfeldt, Wort und Brauch in Heer und
Flotte, hg. von H. P. Stein, 91986, S. 324). Bald darauf wurde ohnehin von Reichsminister Goeb
bels bestimmt, daß der Badenweiler Marsch „nur bei Veranstaltungen, an denen der Führer teilnimmt,
und nur in seiner Anwesenheit öffentlich gespielt werden" dürfe (Polizeiverordnung gegen den Mißbrauch
des Badenweiler Marsches vom 17.5.1939, in: Landespolizeidirektion Freiburg, 27/1026,
Randbemerkung: „Oho!").
25 Behrens (wie Anm. 16) S. 105 zitiert im Zusammenhang des „Totenfeier Rituals" und der damit ver
bundenen Aufmärsche das bewußte Einsetzen des Liedes „Ich hatt' einen Kameraden", „dessen Ich
Form jeden Einzelnen anrief (nach H. Schrade, Der Sinn der künstlerischen Aufgabe und politi
scher Architektur, in: Nationalsozialistische Monatshefte, Juni 1934, S. 508 514). Freiburg hatte erst
kurz zuvor, am 23. 4. 1937, ein solches Ritual anläßlich des Staatsbegräbnisses für den Weltkriegsgene
ral, ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Ehrenbürger Max v. Gallwitz erlebt (StadtAF, C4/
II/23/5).
26 Dieser Vorgang dürfte sicher auch für manche Nationalsozialisten selbst zutreffen, von denen man
nicht annehmen kann, daß jeder bewußt den kommenden Krieg herbeisehnte. Sogar Oberbürgermei
ster Kerber scheint es, wie viele Äußerungen zeigen, ernsthaft um eine Aussöhnung mit Frankreich
gegangen zu sein (vgl. Anm. 41; auch W. Middendorff, Kerber, Franz Anton Josef, in: Badische
Biographien. Neue Folge Bd. 2, hg. v. B. Ottnad, 1987, S. 157 158). Die Friedenshoffnungen
der deutschen Bevölkerung wurden anläßlich der außenpolitischen Expansionen des Reiches, ja auch
anläßlich des Kriegsausbruchs 1939 in internen Berichten immer wieder betont, eine Begeisterung für
den Krieg war nicht zu spüren; vgl. Wette (wie Anm. 17) S. 137 142 (s. Zitat bei Anm. 23), zur
geschlossenen, militarisierten „Volksgemeinschaft" S. 166 ff.
27 Zur Antibolschewismuskampagne gerade zur Zeit des Spanischen Bürgerkrieges vgl. auch A. Kuhn,
Hitlers außenpolitisches Programm. Entstehung und Entwicklung 1919 1939, 1970, S. 196 198; Mi-
chalka (wie Anm. 17) S. 113 122; Wette (wie Anm. 17) S. 116 117, 120 121, 144 ff.
28 Vgl. Prost (wie Anm. 17) Bd. 1, S. 186, ausführlich Bd. 3 zu Mentalitäten und Ideologie. Auch
Maitre hatte seinerzeit das Gefühl, der Friedenswille bei den Deutschen sei echt. Er bewunderte
darüber hinaus den Rahmen: „Alles wurde mit dem Organisationstalent, mit dem Sinn für Ordnung
und Methode ausgeführt, die alle deutschen Veranstaltungen auszeichnen" (wie Anm. 4, S. 174, zum
Friedenswillen ff.). In welcher Weise Inszenierungen eingesetzt wurden, zeigte auch folgendes Bei
spiel. Am 18. 4. 1936 war eine englische Schülergruppe auf dem Schauinsland überraschend in einen
Schneesturm geraten. Fünf Jugendliche fanden den Tod. Die HJ organisierte sofort eine Totenwache
und ein Ehrengeleit bis nach England. Dies wurde dort neben der Einsatz und Hilfsbereitschaft
der Bevölkerung sehr hervorgehoben. Oberbürgermeister Kerber schrieb daraufhin am 9. 6. 1936
an den Vater eines der Toten, der zugleich Präsident der örtlichen Vereinigung ehemaliger Frontsolda
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