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nur mit Hilfe der noch heute imponierenden Stützmauern möglich vgl, Anm, 124, Wohl weil hier
nicht der Felsen, sondern Löß anstand, erfolgten immer wieder Abbrüche des Lößrandes. 1897 mußte
beispielsweise nach Absturz eines Teilstückes der Straße eine an der Basis nahezu 4 m breite und 10 m
hohe Stützmauer im unteren Teil des Langen Weges neu errichtet werden. Auch die andere auf die
Höhe der Oberstadt rührende Fahrstraße, die Wintersbrücke, war durch solche Bergabbrüche gefährdet
(vgl. Anm. 134). Für die Verlegung der Kaufmannsniederlassung auf den Breisachberg war
jedoch der Ausbau von Fahrstraßen auf die Höhe unbedingte Voraussetzung, was nicht nur anfangs,
sondern auch später hohe Kosten verursachte. Als einzige Quelle bringen dies die Marbacher An»
nalen zum Ausdruck (wie Anm. 123 S. 80, zu 1208): universa predia castra, civitates et oppidat
qua longo tempore divi imperatores Fridericus et Heinricus ... maximis sumptibus et in finita
pecunia conservaveranL
*34 Daß zur Überbrückung eines Lößabbruches tatsächlich eine Brücke errichtet werden mußte, die als
Wintersbrücke nach einem Angrenzer bezeichnet wurde, zeigt eine Abbildung bei Merian (wie
Anm. 111) nach S. 4. Außerdem belegen zahlreiche schriftliche Quellen ihr Vorhandensein: Poinsignon
(wie Anm. 2) S. n 73 Nr. 491 Bl. 9r: 15, Jh.; ebd. S. n 85 Nr. 568 Bl. 4r: 1456; MünsterA Brei
sach, Kalendar von St. Stephan: 1481 de domo sita under ölerstor amfelsen bi dem brücklin, vgl.
ebd. zu den Monaten April, Juli, August, September; Poinsignon (wie Anm, 2) S. n 87 Nr. 580 Bl.
2r, 5r, 6r: 1495; ebd. S. n 90 Nr. 595: 1580; StadtAF, L 1 Breisach, Akten Nr. 2182 Bl. 9r: 1498;
Nr. 2183 Bl. 13v: 1498; Nr. 3634 Bl. 67v, 66r: 1541; Nr. 2196 Bl. 5r: 1611; Nr. 2187, Bl. 4v: 1617;
Nr. 2794, Bl. 28r: 1624; 1624; Nr. 2790, Bl. 26r, 39r: 1627; Ratsprotokoll 1725 S. 222v: ein Eckhaus
unterhalb der Winterbrückh auf dasige goß von vornen her wie auch anderseits dem alten kirchweg,
heutigen tags das Schänzle genant; ebd. 1730 S. 10: Winthersbrück ahn den steinen steg gelegen. —
Aus der Quelle von 1725 ergibt sich,,daß der von der Mitte der Wintersbrücke zum Münsterberg fuhrende
Treppenweg (jetzt Schänzletreppe) noch im 18, Jahrhundert als älterer zur Pfarrkirche von der
Unterstadt her rührender Weg angesehen wurde. Er dürfte also vor der technisch schwierigen Anlage
der Wintersbrücke (jetzt Münsterbergstraße) der Hauptzugang zur Pfarrkirche von unten her gewesen
sein. Die Anlage einer Brücke über die Abbruchstelle, die Errichtung bis zu 10 m hoher Stützmauern
und im obersten Teil die Abarbeitung des hier offen zutage tretenden Tephritfelsens haben erst die
Möglichkeiten zur Erreichung der Oberstadt auf diesem Weg eröffnet. Auch dies dürfte mit der Verlegung
der bisherigen Siedlung am Rheintor auf den Breisachberg im Zusammenhang gestanden haben.
— Im 18. Jahrhundert konnte man die Bezeichnung Wintersbrücke nicht mehr verstehen. Anstelle die
ses Namens erscheint daher in dieser Zeit die Bezeichnung Windtorstraße (Mone [wie Anm. 108]
Bd. 3 S. 222). Wohl weil somit eine leichtere Erklärung des inzwischen unverständlich gewordenen
Straßennamens möglich wurde, wurde der Name Windbruchstraße bis in die jüngste Zeit verwendet
(Haseuer [wie Anm, 1] Bd. 1 S, 128f Taf. 37; Dietz [wie Anm. 95] S. 39; Klein [wie Anm. 95]
Abb. 36, 60). Als Beispiel sei der in Breisach aufgewachsene und dort später im Ruhestand lebende
O. Langer zitiert (Breisach-Führer, 1904 S, 9): Der Name Windbruchtor „rührt von der eigentümlichen
Erscheinung her, daß sich an jener Bergecke der Wind bricht, d. h. sich nach zwei entgegengesetzten
Richtungen teilt," Mit Wind oder Windbruch hat dieser aber nichts zu tun. Vielmehr handelt
es sich hier um eine wirkliche „Verballhornung". Die Wintersbrücke setzt sich durch das Gutgesellentor
und die Straßgasse nach Osten zum Grendeltor fort (zu letzterem Sckwineköper, Geschichte
[wie Anm. 3] S, 382 Anm, 69). Außerhalb dieses Tores heißt die nach Basel rührende Landstraße
Baselgasse (Poinsignon [wie Anm. 2] S.n84 Nr, 565 Bl. 13v, 14r, 18r: 1455; S, n87 Nr. 580
Bl. 40v, 61v, 62r, 68v: 1495). Von dieser zweigte die Straße über Ihringen bzw. Merdingen nach Frei
bürg ab (StadtAF, L 1 Breisach, Akten Nr. 3610, 1490: bringer pfad oder weg: 1490; ebd. Nr, 580:
uringer hohe stroß die durch das riett gegen Merdingen gett
135 Eine Siedlungskontinuität von der Hallstattzeit bis ins hohe Mittelalter haben die Ergebnisse der Ausgrabungen
bisher nicht erwiesen. Denn bei diesen handelte es sich eher um „Notgrabungen" als um
eine Forschungsgrabung. Solange aber der Bereich der Burg und des Augustinerbergs nicht erforscht
ist, sind neue Aussagen über die Frühgeschichte der Stadt kaum möglich.
i35a Es muß daran erinnert werden, daß für die Verlegung der Stadt auf den Breisachberg außer der Befestigung
eine Verbesserung der Zugangswege für Pferd und Wagen sowie die Versorgung mit Wasser
geregelt werden mußten. Die immensen Kosten für derartige Unternehmen heben allein die Marbacher
Annalen, gewiß zu Recht, hervor (vgl. Anm. 133 a). Allein damit wäre der Bischof von Basel
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