http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0048
Wann gelangte dieser Hof an die Mönche bzw. wie lange waren sie bereits in dessen
Besitz, da 1220 nur eine Bestätigungsurkunde einer bereits vollzogenen Donation
ausgefertigt wurde? Am 8, August 1220, dem Tag der Bestätigung durch Graf Egino,
war der Schenker Konrad Groze bereits verstorben,13 wohingegen seine Witwe Hiltrud
noch lebte, Eine Schenkung des Hofes bereits unmittelbar nach der Klostergründung
1158/1161 scheidet damit aus. Bereits 1223 machte Hugo von Krotzingen als
einer der Erben Konrad Grozes Ansprüche auf den Hof geltend und versuchte eine
Annullierung der Schenkung durchzusetzen.14 Er und sein Bruder Heinrich zogen
erst nach Bereitstellung anderer Güter ihre Ansprüche zurück. Für unsere Frage nach
dem Zeitpunkt der Schenkung an die Zisterzienser ist vor allem die zeitliche Nähe
zwischen der Bestätigung 1220 und der Besänftigung der Ansprüche der Brüder 1223
von Interesse, Da in der Regel Erbschaftsansprüche unmittelbar nach dem Tod eines
Menschen angestrengt werden, dürfte Konrad vermutlich erst kurz vor 1220 verstorben
sein, so daß die Bestätigung durch Graf Egino eine unmittelbare Reaktion auf
den Tod des Schenkers gewesen sein könnte.
Die in der gleichen Urkunde genannten Wasserrechte, mit denen Graf Egino das
Kloster 1220 zusätzlich belehnte, hatten zuvor Konrad Groze zur Verfügung gestanden
, der sie vom Zähringerherzog Bertold V. zu Lehen getragen hatte.15 Diese fielen
also erst durch die Schenkungsbestätigung des Grafen an die Mönche. Wären die
Wasserrechte bereits zur Zähringerzeit an Tennenbach gelangt, was nur im Zusammenhang
mit der Hofübertragung sinnvoll gewesen wäre, so müßte man in der Bestätigungsurkunde
von 1220 einen Hinweis auf die Bewilligung durch den Zähringerherzog
finden, was nicht der Fall ist. Alle bisher angeführten Belege sprechen für eine
Schenkung des Hofes an die Zisterzienser erst für die Zeit kurz vor 1220.
Diese These wird durch weitere Dokumente gestützt: 1237 verzichteten Adelheid,
Witwe des verstorbenen Grafen Egino IL, und ihre Söhne Konrad, Bertold, Heinrich
und Gottfried auf 12 Schilling Bodenzins von der damals neuerbauten Kapelle im
Tennenbacher Hof.16 Aus dem Jahr 1240 datiert ein Ablaßbrief für die Kapelle im
Stadthof,17 Dieses Gotteshaus war erst kürzlich geweiht worden („est noviter con-
secrata"), so daß die Bauarbeiten wohl erst um 1237 abgeschlossen wurden» Da man
den Bau einer Klosterhofkapelle für das zahlreiche Klosterpersonal kaum Jahrzehnte
lang aufgeschoben haben dürfte, liegen hier zusätzliche Belege für eine erst kurz vor
1220 erfolgte Besitzübertragung vor.
Die Beziehungen der Tennenbacher Mönche zu den Herzögen von Zähringen, den
Gründern und bis 1218 Stadtherren von Freiburg, waren größtenteils äußerst konfliktreich
.18 Berthold IV, ließ nur widerwillig die Förderung der Abtei durch ihm nahestehende
Dynasten und Ministerialen zu. Unter seinem Sohn Bertold V, eskalierten
die Konflikte, was vielleicht sogar zur Exkommunikation des Herzogs führte. Daher
dürften die beiden Zähringer das Kloster kaum bei Besitzerwerbungen in und um
Freiburg unterstützt haben. Vielleicht geschah die Besitzübertragung des Hofes — insofern
dies vor 1218, dem Todesjahr des letzten Zähringers, erfolgte19 — ohne Wissen
oder gegen den Willen Bertolds V. , worauf auch die erst unter den Grafen von
Freiburg erfolgte Übertragung der Wasserrechte hindeutet.
Das Bild um die Anfange des Tennenbacher Hofes vor den Stadtmauern Freiburgs
wird klarer: Frühestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts, vermutlich nur kurze Zeit
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0048