http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0082
„s. moricius"
Daß die Rittergestalt des heiligen Mauritius in die Wandbilder des Kirchenraums so
auffallig einbezogen wurde, wie dies in der St. Albankapelle geschehen ist, findet weder
in der Geschichte Oberschaffhausens, noch in den Zusammenhängen mit der
Deutschordenskommende Freiburg eine schnelle, schlüssige Erklärung. Lediglich
die Fahnenlanze des Heiligen mit dem Deutschordenskreuz auf dem Wimpel berechtigt
zu der Vermutung, daß die Deutschordenskommende Freiburg damit ihre kirchlichen
Rechte demonstrieren wollte. Dazu hätte es allerdings einer Mauritiusdarstellung
und dazu noch in einer so außergewöhnlichen Form nicht unbedingt bedurft. Es
muß noch andere Gründe für dieses Bild des „heiligen Mohren" gegeben haben. Hintergründe
, die in der Mauritiusverehrung allgemein und in Anliegen des Deutschen
Ordens während der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts lagen, könnten unter Umständen
mitgespielt und die Oberschaffhausener Mauritiusdarstellung mitbewirkt haben.
Abb. 2 Bildunterschrift „s. moricius" zur Kennzeichnung des Heiligen als „Mohren".
(Foto: K. Gramer)
Nach der Legende sei Mauritius ein hoher römischer Offizier und Anführer einer
Legion gewesen, die in der Thebäis am oberen Nil rekrutiert worden sei. Seine Soldaten
und wohl auch er selbst stammten aus einer Provinz im äußersten Winkel des
römischen Imperiums, mit der Hauptstadt Theben, einem Grenzgebiet, das heute
zwischen Ägypten und Sudan liegt. Zur Zeit des Kaisers Diokletian (284—305 n.
Chr.) habe dessen Mitregent Maximianus als Oberbefehlshaber der römischen Armee
einen Feldzug gegen aufständische Gallier unternommen und in Octodurum (Mar-
tigny) ein Lager bezogen. Vor dem Kampf sollte den römischen Göttern geopfert werden
. Mauritius und seine Thebäische Legion versuchten als getaufte Christen, diesem
Zwang zu entgehen und wichen nach Agaunum (St-Maurice-en-Valais) aus. Wegen
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