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bar, den künftigen polnischen König Boleslaw Chrobry, diplomatisch zu beeinflussen
und für das Christentum zu verpflichten, übergab ihm Otto III. im Jahr 1 000 eine
Kopie der HL Mauritiuslanze. Diese blieb bis heute im Krakauer Dom erhalten.14
Wie sehr der Mauritiuskult seit den Ottonen mit dem Krönungszeremoniell verknüpft
worden war, demonstrieren folgende Einzelheiten: Der angehende König
mußte in der Mauritiuskapelle des Aachener Doms die Nacht vor der Krönung verbringen
. Vor dem Krönungsumzug legte man ihm die Sporen des Hl. Mauritius an,
Die Heilige Lanze wurde der Festprozession vorangetragen. Nach der Krönung legte
der neue Kaiser die Krönungsinsignien wieder in der Mauritiuskapelle ab, ehe er den
Thron Karls d. Gr, bestieg. Und seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts salbte
der Papst den Kaiser vor dem Mauritiusaltar des Petersdoms in Rom.15

Das Mauritiusschwert

Neben der Fahnenlanze fallt am „Moricius" der St. Albankapelle das riesige Schwert
an der linken Seite auf. Es ist ein Attribut, das erst seit dem 14. Jahrhundert besonders
betont wurde,

Kaiser Karl IV., der sich in seiner Regierungszeit (1346—1377) als Weltherrscher
verstand, hatte in seiner nach eigenen Vorstellungen entworfenen Burg Karlstein bei
Prag die Heiligkreuzkapelle zum Mittelpunkt des religiösen und politisch motivierten
Bauzusammenhangs bestimmt. Dort bewahrte er die Reichsreliquien, darunter die
Heilige Lanze, auf. Im Bildprogramm der Heiligen, das alle Regionen seines Reichs
und alle Nationen Europas berücksichtigte, erscheint Mauritius unter den heiligen
Rittern. Dabei fallt auf, daß dieser nicht mehr mit der Fahnenlanze charakterisiert
wurde, sondern auffallend Schwert und Schild zeigt. In Paris hatte Karl IV. den Reliquienkult
der französischen Könige kennengelernt und dabei erkannt, daß sich religiöse
Bräuche politisch auswerten lassen. Es wird ihm nachgesagt, daß er einen
„Hang zur Legendenbildung, die er nach eigenem Ermessen förderte und korrigierte
", ausgeprägt habe. So widmete er die Heilige Mauritiuslanze einfach zur Lon-
ginuslanze um, um ihr dadurch mehr Ansehen und höhere Bedeutung als Reichs-
insignie zu geben. Die Vorstellung der Mauritiuslanze paßte nicht mehr in seine
Konzeption. Das war Grund genug, die Manschette mit dem Mauritiustext vom
Eisenblatt entfernen und durch eine Christusinschrift ersetzen zu lassen. Mauritius,
von dem Kaiser Karl IV. einen Armknochen als Reliquie erworben hatte, wurde just
zum Träger des Reichsschwertes umfunktioniert. Und dem Reichsschwert unterstellte
er, daß es zur Hinrichtung des Heiligen in St. Moritz gedient habe. Diesen Gedanken
zu verbreiten, fiel Karl IV leicht, nachdem das Reichsschwert schon 1315 als „Mauritiusschwert
" bezeichnet worden war.16

Für Heinrich IIL in Auftrag gegeben, stammt das 110 cm lange Reichsschwert aus
der Zeit zwischen 1198 und 1218 und zeigt am Schwertknauf das Wappen König Ottos
IV. Es wurde dem Herrscher vom Schwertffihrer mit der Spitze nach oben vorangetragen
.17 Die von Karl IV kreierte Charakterisierung des Hl. Mauritius mit dem
nach oben getragenen Schwert setzte sich jedoch nicht durch, führte aber doch in
manchen Darstellungen dazu, daß der sonst dem Heiligen beigestellte Schild durch
ein großes Schwertgehänge — wie etwa in der St. Albankapelle — ersetzt wurde.

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