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wohl sie gegen den Ritterorden incliniert seien" und ließ Stader, dessen „guten priesterlichen
Wandel" er schätzte, als Pfarrer einsetzen.11
Weltins Weg zum Priesterberuf
Dieser Johann Leonhard Stader war der Großonkel väterlicherseits von Johann Leonhard
Weltin, Auch wenn wir nur wenig über seine Herkunft und Familie wissen, kön™
nen wir davon ausgehen, daß er seinen Schwestersohn Johann Weltin nach Oberhausen
geholt hat, wo dieser als Vogt und kaiserlicher Zoller tätig war. Als zweites von
sechs Kindern aus der Ehe dieses Vogtes Weltin mit Maria Eva Brüstler aus Wolfach
im Kinzigtal wurde der spätere Ordenspriester am 10. August 1705 in Oberhausen
geboren.12
Die Familie Weltin wurde in Oberhausen heimisch, die Kinder wuchsen im Ort
auf, gingen dort zur Schule, zwei Töchter verheirateten sich mit Bürgersöhnen. Nach
Vermögen und gesellschaftlichem Rang hob man sich kaum von den andern ab. Man
besaß ein „Häuslein", lebte von den recht bescheidenen Einkünften des im einfachen
Dienst stehenden Vaters. Nach dessem frühen Tod 1726 zählte man eher zu den ärmeren
Familien. Materielle Hilfe und Beistand fand man natürlich beim Pfarronkel des
Vaters, vermutlich hat dieser auch den maßgeblichen Einfluß auf den beruflichen
Werdegang seines Großneffen ausgeübt.
1716, also mit elf Jahren, kam dieser nach Kippenheim bei Lahr, „um in alldasiger
(der dortigen) Schul die musique zu erlernen". Bei der damaligen Bedeutung dieses
Faches in der Pfarrtätigkeit geschah dieser Schritt wahrscheinlich schon im Hinblick
auf den später möglichen Priesterberuf.13
Die gymnasiale Bildung erwarb sich Weltin, wie damals üblich, in einem sechsjährigen
Zyklus. Der Dreizehnjährige begann in der Klosterschule von Gengenbach, er
lernte dort 1718 die Rudimenta, 1719 die Grammatik, danach wechselte er auf das akademische
Gymnasium in Freiburg. Dort folgten in den nächsten beiden Jahren die
kleine und die große Syntax, schließlich die Humaniora (Humanität und Rhetorik).
1724/25 wurde Weltin immatrikuliert, und zwar, wie in Freiburg obligatorisch, in der
philosophischen Fakultät» Er hörte Logik, Physik und Metaphysik und erwarb 1726
den Magistergrad. Das eigentliche Studium der Theologie hatte er noch während des
Bienniums, 1725, begonnen, es dauerte bis 1729.14 1726 stirbt sein Vater, der Student
muß sich „wegen Abgang eigener Mittel" nach einer Stellung umsehen. Für ein Jahr
kommt er beim vorderösterreichischen Kammerrat Franz Joachim Spengler unter,
von 1728 bis 1735 ist er Erzieher bei Generalfeldzeugmeister Freiherr von Rodt. Gegen
freie Kost und 50 Gulden jährlich übernimmt er dessen jüngsten Sohn, Baron
Maximilian Augustin, „in die Instruktion und Verwahrung", offensichtlich zur Zufriedenheit
aller Beteiligten. Er kann sein Theologiestudium ohne Zeitdruck zu Ende
führen, wird im Dezember 1729 zum Subdiakon, im März 1730 zum Diakon und am
8. April, am Karsamstag desselben Jahres zum Priester geweiht. Seine Primiz feiert
er am Sonntag darauf in Kehl, mit der Familie des Freiherrn von Rodt, der dort
Festungskommandant ist. Hier findet der junge Theologe, der 1728 auch seinen priesterlichen
Großonkel verloren hatte, Unterstützung und Rückhalt. Mit Stolz nimmt
der spätere Pfarrer Anteil an den ehrenvollen Berufungen der Söhne des Hauses:
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