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1750, als Franz Konrad, der Altere, zum Bischof von Konstanz gewählt, 1756, als er
zum Kardinal ernannt wird, erst recht 1776, als sein Schüler selbst, Maximilian
Augustin» mit dem Bischofsamt betraut wird und ihn „mit eigenhändig sehr gnädigem
Schreiben" zur feierlichen Konsekration nach Konstanz einlädt. Da das Einladungsschreiben
aber zu spät ankommt und Weltin „kränklich und gar zu alt" ist, kann er,
„so sehr ich es auch gewünscht", nicht daran teilnehmen,15
Weltin bleibt noch fünf Jahre bei der Tätigkeit des Lehrers, dann vermittelt ihm
sein hochgestellter Gönner die Stelle eines Kooperators in Neuenburg am Rhein, wo
er anderthalb Jahre „mit gutem Willen" tätig ist. Es folgt ein Kaplans-Dienst in Burkheim
, der aber nur drei Monate dauert und den Weltin „mit größtem Unwillen" ausübt
. Erst hier und wohl auch in einem Zustand tiefer Unzufriedenheit entschließt er
sich, „beim hohen Deutschen Orden", wie er selbst schreibt, „mein Glück zu versuchen
"16 Sein Vorstellungsgespräch beim Landkomtur Graf von Froberg, der im
Mai 1737 in Freiburg weilt, ist erfolgreich. Schon im Juni wird er in das neu gegründete
Ordensseminar in Altshausen aufgenommen, ein Jahr später zum Noviziat zugelassen
, ein weiteres Jahr später, am 2L Juni 1739, erhält er die wegen einer schweren
Erkrankung des dortigen Pfarrers, des Ordenspriesters HelL frei gewordene Pfarrei
Oberhausen.17 Heutige Leser tun sich vielleicht schwer, das Glücksgefühl zu verstehen
, mit dem er dem „gütigsten Gott" dankt, „das er mich als einen hilflosen
Menschen nach einigen wunderlichen Umschweifen wider all mein voriges Verhoffen
in mein Vaterland zu einem ehrlichen Stück Brot geführt hat.4418
Weitiiis Wirken
Der 34jährige trat eine Pfarrei an, die, den äußeren Umständen nach, in einem erbärmlichen
Zustand war. Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges waren noch
nicht annähernd behoben, da brachten die Franzosenkriege neue Verheerungen. 1675,
im Niederländischen Krieg, wurde Oberhausen geplündert und ein Großteil der Häu
ser niedergebrannt. Neben dem Meierhof des Klosters Wonnental wurde dabei vermutlich
auch das Pfarrhaus zerstört. Noch 1684 mußte der Pfarrer in einem „gelehnten
" (gemieteten) Haus wohnen, „aus Mangel eines nicht erbauten Pfarrhofes." 19
Hohe Kontributionen, Vertreibungen und Vermögensverluste auch im Spanischen
Erbfolgekrieg,20 nur unter langwierigen Mühen und Entbehrungen ging der Wiederaufbau
vonstatten. Bei der Ankunft Weltins war das Pfarrhaus praktisch unbewohnbar
, die Kirche glich „nicht einem Gotteshaus, sondern vielmehr einer gemeinen und
baufälligen Bauernscheune."21 Überdies war sie zu klein, so daß ein großer Teil der
Gottesdienstbesucher im Freien bleiben mußte.
Diese widrigen Verhältnisse wurden noch dadurch erschwert, daß die jahrhundertealten
Spannungen zwischen dem Orden und der Gemeinde keineswegs ausgeräumt
waren, Die Frage nach der Aufteilung der Kirchenbaukosten stand seit 1736
erneut zur Erörterung an. Auch die Seelsorge war beeinträchtigt. Pfarrer Heli, Weltins
Vorgänger, litt seit Jahren an einem „bösen Zustand des Fallens" und hatte zu
seiner Unterstützung bzw. Vertretung einen Hilfsgeistlichen angestellt, der aber seiner
Aufgabe nicht gewachsen war.22 Der Kenzinger Amtmann von Schmidfeld
schaltete sich zugunsten der Gemeinde ein, im Frühjahr 1739 wurde Heli, der sich
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