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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0105
Beweggrund, ein Pfarrbuch anzulegen, wird in dem schon genannten Brief an den
Landkomtur vom 14. Juni 1740 deutlich. Hier heißt es: „Weil ich bisher mit dem
Rural-Kapitel zu tun habe, allwo ich dann nicht weiß, wieweit sich des hohen Ordens
exemptiones und Privilegien erstrecken, so habe (ich) Euer Excellenz untertänig bitten
wollen, hochdieselbe gnädig geruhen, mir die mit Konstanz getroffenen Konkordate
oder wenigstens einen Extract davon zukommen zu lassen, damit (ich) mich
allenfalls danach zu richten wissen möge"28 Es scheint, daß Altshausen und vielleicht
auch Freiburg ihn umfassend mit Material versehen haben, noch 1740 schreibt
er die schon genannten Statuten des Ordens ab, dann folgen der Vertrag zwischen
dem Haus Österreich und dem Bistum Konstanz vom 23. April 1629 wegen der die
geistliche Jurisdiktion betreffenden Differenzen und der Vertrag zwischen dem Bistum
Konstanz und „beiden Deutschordens-Balleien Elsaß und Franken in puncto
Cleri" vom L August 1669.29 Der Zweck ist klar und wird von ihm auch am Anfang
des 300 Seiten umfassenden, in Leder gebundenen Buches angegeben: nachfolgenden
Ordenspriestern und nur diesen sollen die rechtlichen Grundlagen ihrer Stellung zur
Hand gegeben werden. Mit derselben Absicht werden von ihm das Pfarrurbar, das
Verzeichnis der Pfarräcker, die gestifteten Anniversarien, die Beträge der Türkensteuer
und die Resolution Maria Theresias vom 31. Dezember 1756 über die Beschwerden
des Bistums Konstanz eingetragen. Auch die „remarquablen Sachen" sei-
nes Diariums sind keine persönlichen Bekenntnisse oder Überlegungen, sondern
meist sachlich gehaltene Mitteilungen über die Geschehnisse in der Pfarrei und der
weiteren Öffentlichkeit, zuweilen sogar mit einem Hinweis für die Amtsnachfolger
versehen. Selbst die „Lebens- und Todtsbeschreibung" der örtlichen Kirchenpatrone
und das Verzeichnis der Festprediger und ihrer Themen kann als Handreichung verstanden
werden.30

Verständlicherweise schwerer fällt der Nachweis über Weltins seelsorgerisches
Wirken. Daß es ihm angelegen war, ersehen wir aus einigen Eintragungen im Diarium
, in denen er seine Zufriedenheit über den „fleißigen" und „auferbaulichen"
Gottesdienstbesuch der Pfarrkinder zum Ausdruck bringt.31 Der bereitwillige Einsatz
der beiden Dörfer beim Bau der Kirche und der Kapelle ist ebenfalls Zeichen
eines guten Einvernehmens. Am deutlichsten äußert sich der Widerhall seiner pasto-
ralen Bemühungen im Gedenken, das ihm die Gemeinde in der Grabschrift widmet:
„. ,. von allen und jedem beweint, als wäre er unser Vater gewesen"32

Das Diarium

Im Diarium spiegeln sich Persönlichkeit und Weltsicht des Ordenspriesters Weltin
anschaulich wider. Die Fülle der Eintragungen kann im folgenden nur in knappen
Hinweisen angedeutet werden.

Am Umfang der Aufzeichnungen gemessen, finden die Geschehnisse des bäuerlichen
Lebens das größte Interesse. Als Pfarrer steht Weltin selbst einem landwirtschaftlichen
Betrieb vor, dies ist der Pfarrhof eben von Anfang an, hat Knechte und
Mägde, hält etwa acht Stück Vieh, etwa gleichviel Pferde und Schweine, weit mehr
als die übrigen Dorfbewohner. Er baut einen Teil der Pfarräcker selbst an, hat wider
Willen auch den Eber und den „Wucherstier" (Zuchtstier) für die beiden Orte in sei-

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