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Näheres über die Ereignisse des abgelaufenen Jahres in Günterstal: „Bey dem feind-
liehen Einfall war ich (die Äbtissin) mit den Meinigen, um dem viehischen Muthwil-
len und mancherlei Grausamkeiten der Franken uns nicht preiszugeben, gezwungen,
mit übergroßen Kosten zu fliehen, und im Ausland uns sicherzustellen." Während die
Schwestern in der Schweiz weilten, wird von Günterstal berichtet: „Mein Haus
wurde der Plünderung überlassen, vom Keller bis unter die Dachziegel durchwühlet,
und das Vorgefundene fortgeschleppt. Dem Rauben geschah nach drey Tagen zwar
Einhalt, aber der beynahe unerschwingliche Aufwand dauerte so lange, als lang Feri-
nos (des französischen Generals) Hauptquartier zu Freyburg war. Täglich ströhmten
die Patrioten aus den umliegenden Orthschaften scharenweise herbey, und mußten in
Speis und Trank schwelgend unterhalten werden, wobey eigenmächtige Gelderpre-
ßungen nicht vergeßen blieben. Hierauf erfolgte die feindlicher Seits ausgeschriebene
Requisizion, welche zwar nicht vollständig abgetragen wurde, doch war jedes ritter-
ständliche Mitglied gehalten , . ., also diesseits 2787 fl 2 kr einzuliefern. Bey der
feindlichen Retirade mußte ich drey Tage und soviele Nächte feindliche Einquartierungen
ertragen, und von zwo Kompagnien Cavalerie und 2000 Mann Infanterie alle
Offizier nebst der zahlreichen angeblichen Dienerschaft und 70 Pferden verpflegen,
bey deren Abmarsch aber einen beträchtlichen Brodvorrath, auch klingendes Geld
verabfolgen laßen." Die Flucht der Schwestern in die Schweiz und die geschilderten
Plünderungen und Erpressungen fielen in die Zeit zwischen dem Einzug der Franzosen
in Freiburg am 17. 7.1796 und dem vom Erzherzog Karl im Oktober des gleichen
Jahres.
Aus späteren Unterlagen5 sind noch einige weitere Einzelheiten, insbesonders
über die Finanzierung des Aufenthalts der Schwestern, zu erfahren: „Schon im Jahre
1794 seye bey einem blinden Lermen, daß die Franzosen kommen, alles Silber in die
hiesige Gruft auf längere Zeit verborgen und dadurch sehr viel davon verdorben worden
. Im Jahre 1796 habe man alles einigen Werth besitzende in der größten Eile in
Kisten nicht mehr gepackt, sondern in voller Unordnung geworfen, und in die
Schweiz geflüchtet. Dort wurde nun während der Flucht alles entbehrliche Silber zu
Geld gemacht, weil von hieraus keines erlangt werden konnte . .. Alles wurde der
alten Frau v. Rink, welche auf ihrem Gut lU Stund von Schaffhausen wohnte, im
Herbst 1796 zum Verkauf übergeben."
Den Aufenthalt in der Schweiz finanzierten die Schwestern demnach mit dem im
Herbst 1796 erfolgten Verkauf der Silbersachen. Lediglich die für den Gottesdienst
erforderlichen Pretiosen nebst dem notwendigen Tafelbesteck sind nach Günterstal
zurückgebracht worden.
Nach einem von der Äbtissin unterschriebenen Verzeichnis vom 24. 4.17976 beliefen
sich die „Schäden und Kosten" des Klosters während der Anwesenheit der
Franzosen, und zwar nur in Günterstal, auf 13 197 fl 44 kr. Die klösterlichen Meier
zu Grezhausen, Vogt Gabriel Klingler, die Witwe des Fideli Binzi, Gervasi Stenz und
Joseph Faller machten insgesamt 1612 fl 42 kr an Schäden geltend.7 Die Aufwendungen
und Schäden der Gemeinde Günterstal und von 54 namentlich genannten Bürgern
— alles ist ausführlich listenmäßig erfaßt und vom Vogt Sebastian Flamm und
den Angehörigen des Ortsgerichts unterzeichnet8 — bezifferten sich nochmals auf
5709 fl 7 kr. Es ergibt sich somit für das Kloster, die Gemeinde Günterstal und die
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