http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0165
Am 2. August 1920 veranstaltete die Freiburger Straßenbahn-Direktion im Auftrage
der Stadt eine festliche Eröfliiungsfahrt mit den neuen Post-Omnibussen, die
sich zu einem dreistündigen Triumphzug gestaltete.11
Die „Kraftpost", mit regelmäßigen Dienstleistungen, einem Höchstmaß an Pünktlichkeit
und betrieblicher Sicherheit, hatte sich bald einen guten Ruf in Stadt und
Land verschafft; im Mai 1926 wurde der z. T. erneuerte und vergrößerte Wagenpark
auch bis Schönau im Wiesental fortgeführt.12 Und 1935 wurde auch eine von der
Reichsbahn betriebene Kraftwagenlinie via Hexental nach Bad Krozingen eingesetzt;
das Verkehrsaufkommen ließ diesen zweiten Dienst zu.
Uber die Kalamitäten, die sich dann wegen Treibstoffmangel, fehlender Ersatzteile,
Reifen usw. in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und auch lange noch in der Nachkriegszeit
abspielten, soll — zumal uns aktenkundiges Material nicht vorliegt, wohl
aber manches durch mündliche Uberlieferung bekannt wurde — hier nicht abschließend
berichtet werden. Erst nach 1949, also seit Gründung der Bundesrepublik,
wurde die Kraftpost-Tradition wieder aufgenommen und auch auf der von uns unter
die Lupe genommenen Hexental-Linie fortgesetzt. Die schrittweise Fusionierung der
Post- und Bahnbuslinien seit Beginn der siebziger Jahre führte dann zu neuen Organisationen
im Omnibus-Nahverkehr um Freiburg. Heute wird die Hexental-Linie durch
die Freiburger Verkehrs AG bedient und es erscheint vielleicht sinnvoll, angesichts
des heute gebotenen Verkehrskomforts sich im Geiste einmal kurz zurück zu versetzen
in die Zeit am Anfang unseres Jahrhunderts, als diese Entwicklung unter allerlei
Geburtswehen begann.
So dürftig der wirtschaftliche Ertrag der ersten Hexental-Linie leider auch war, so
effektiv und dauerhaft war die Werbewirkung für dieses so besonders liebliche Stückchen
Erde, dessen Bekanntheitsgrad nun ständig wuchs und den Freizeitwert Frei-
burgs durch Erschließung eines neuen Wandergebietes am Schönberg und am Bett-
lerpfed günstig voranbrachte.
Anmerkungen
1 Drais: NDB 4 (1959) S. 100—101; M. Rauck, Karl Freiherr Drais von Sauerbronn, Erfinder und
Unternehmer, 1983, Benz: NDB 2 (1955) S. 57—58; C. Benz, Lebensfehrt eines deutschen Erfinders,
1925. Daimler: NDB 3 (1957) S, 485—486; P. Sieberts, Gottlieb Daimler, 1940; Festschrift 100
Jahre Daimler-Benz, 2 Bde.y 1986.
2 Mercedes-Benz, Jubiläumsbericht 75 Jahre Nutzfahrzeug-Entwicklung 1896—1971. 1971. S, 54 ff.
3 Büssing: NDB 3 (1957) S. 4—5; V. Stern, 80 Jahre Kraftpost in Deutschland, in: Archiv für deutsche
Postgeschichte, 2/1989, S. 8 ff,
4 StadtAF, C 3/409/7: Kraftwagenverkehr Freiburg — Staufen, 1903—1919. Für die Aussagen zur Person
Carl Molls wie auch das hier veröffentlichte Pbrträtfoto danken wir sehr herzlich seinem in Merzhausen
wohnenden Enkel, Herrn Werner Moll.
5 Festschrift Städtische Straßenbahn Freiburg 1901—1926, S. 5—6.
6 Gleislose elektrische Bahnen sind die später sog. Obusse. Vorläufer war ein entsprechendes Versuchsfahrzeug
von Werner Siemens, 1881/82 in Berlin. Um 1901 machten Obuslinien von Max Schiemann
von sich reden, insbes. im Bielatal/Sachsen. Größere Verbreitung fanden diese Fahrzeuge in deutschen
Großstädten etwa ab 1930, so auch in Berlin.
i Vgl. Anm. 4.
8 Vgl. Anm, 4; darin der Fahrplan-Abdruck aus dem Freiburger Pfennig-Blatt vom 15. 7. 1904. Der Eröffnungsbericht
erschien im Freiburger Thgblatt Nr. 163 v. 21. 7. 1904.
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