http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0207
dann das dortige Frauenldoster 1115 und zerstörte die Burg selbst. Die weitere Geschichte bis
ins 20. Jahrhundert schrieb Helmut Schvle, wobei Wittnau zunächst als österreichisches Lehen
im Besitz der Snewlin Bernlapp von Bollschweil erscheint. Dabei spielte, auch in badischer
Zeit, der Wittnauer Dinghof eine besondere Rolle, Hans Harter beleuchtete dann „die Gemeinde
1933—1949".
Die Geschicke der Kirchengemeinde Wittnau beschreibt Pfarrer Otto Scheib (1984—1987,
heute Stadtpfarrer von St. Johann in Donaueschingen). Ihre Wurzel als Pfarrei sieht er in einer
Stifung durch die Vorfahren des adligen Libo, der um 840 neben St. Gallen Mitbesitzer der
Kirche war; zur Pfarrei zählten damals wohl alle Leute und Orte, die zum Wittnauer Dinghof
gehörten: Au, Wittnau, Biezighofen, Sölden und Bollschweil. Eng mit der Pfarrei ist die Geschichte
der Seelsorger verknüpft, deren Liste mit Lebensdaten angefügt ist, unter ihnen der
unvergessene Dr. Hermann Ginter, Konservator für die kirchliche Denkmalpflege (1949 bis
1957). Einer der bedeutendsten Kenner kirchlicher Kunst im Breisgau, Hermann Brommer in
Merdingen, schildert die Mariä-Himmelfahrts-Kirche in Wittnau, deren Neubau 1795 (sie
wurde somit der letzte Kirchenbau des 18, Jh, im Breisgau) nach Plänen des k. k. Baudirektors
Kaspar Zengerle entstand, der solche des k. k. Regierungs-Architekten Johann Amann, zuvor
Baudirektor von St. Blasien, vereinfachte. Mit zu den Kostbarkeiten der Ausstattung zählen
neben einer gotischen Pietä zwei Madonnen mit Kind von Franz Anton Xaver Hauser (um
1795), ein Hochaltargemälde von Franz Bernhard Altenburger (um 1736) und die vor 1860 in
Gütenbach/Schw, stehende Mathias-Martin-Orgel von 1805/06. Erst 1951 gelang Dr. Ginter
der Erwerb eines barocken Hochaltars mit einem Gemälde des Saulgauer Malers Caspar
Fuchs aus dem Diözesan-Museum,
Einen breiten Umfang nehmen die Arbeiten Edelgard Fehrs über die Schulgeschichte und
Schulgeschichten und Elfi Harter-Bachmanns über das „Leben im Dorf — damals und heute"
ein. Anton Merkle berichtet über „Hilfe in sozialen Notlagen", Helmut Schyle über die Landwirte
in Wittnau, wieder Anton Merkle „Von älteren Häusern und Gehöften", über die
„Stöckenmühle und Reichenbacher Säge", über „Fahrnisse eines Bauernhofes im 19. Jh.",
„Von alten Brunnenrechten", über die „Gastwirtschaften in Wittnau und Biezighofen", „Von
Höfen und Gebäuden, die nicht mehr sind" und schließlich „Von Flurnamen, Bächen und Wegen
." Im Abschnitt „Zur Verwaltung der Gemeinde" zählt Elfi Harter-Bachmann die Liste der
Vögte, Stabhalter und Bürgermeister, der Ratschreiber und Gemeinderechner auf, würdigt die
Arbeit des Gemeinderates und auch der Hebammen,
Ein kleiner Abschnitt von Herwig John ist den Wappen und Siegeln gewidmet; einen breiteren
Raum nimmt dann die Gemeinde-Geschichte seit den 70er Jahren ein, in der Ehrenbürger
Karl Fache die Entwicklung Wittnaus zur modernen Wohngemeinde schildert. „Wesen und
Aufgabe der Gemeinde heute" aus der Sicht des Bürgermeisters erklärt Erich Birkle. Der Ehrenbürger
der Gemeinde Wittnau wird durch Elfi Harter-Bachmann liebevoll und in lebendigen
Portraits gedacht: Dr. Hermann Ginter, des frühverstorbenen Offizials und Kirchenrechtlers
Dr. Ulrich Mosiek, des einheimischen Josef Kopp, der als Bürgermeister und in vielen
anderen Amtern hingebungsvoll der Gemeinde diente, des Begründers des modernen Wittnau,
Bürgermeister Karl Pache, des Unternehmers und Bürgermeisters von Au, Gustl Birkenmeier,
und schließlich der weitbekannten Marianne und Walter Dirks (von Fritz Boll). Den Abschluß
des lesenswerten und alle Lebensbereiche umfassenden Dorfbuches bilden die Aufsätze Elfi
Harter-Bachmanns über Mundart, Sitten und Gebräuche, über Spuk- und Geistergeschichten,
ferner über die Feuerwehr, während Karl Pache über die reiche Tätigkeit der Vereine referiert.
Für jeden Liebhaber des oberen Hexentals ist der Band lesenswert. Manfred Hermann
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