http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0075
es sich allerdings um jüngere Anlagen zu handeln, die erst dem 15. Jahrhundert angehören
könnten. Auch hier fehlen Spezialuntersuchungen.
Ein ferneres Beispiel für ein aus einem Turm hervorgegangenes späteres Rathaus,
das auf anderen Wurzeln beruht, bietet Würzburg. Der dortige, noch heute einen Teil
des Rathauses bildende Grafeneckartturm war ursprünglicher Wohn- und Amtssitz
des hier im Schultheißengericht amtierenden Stadtgrafen.309 Sein unterer Teil soll
noch dem früheren 13. Jahrhundert entstammen. Er scheint im ersten Stock eine Art
von Balkon getragen zu haben, worauf zurückzukommen ist (unten Abb. 34).310 Im
15. Jahrhundert wurde er stark erhöht und ihm weitere Gebäude der städtischen Verwaltung
angeschlossen. Er bietet damit ein frühes Beispiel der sonst spätmittelalterlichen
Entwicklung, in der Rathaus oder Kaufhalle und Stadtturm, ebenso wie
teilweise im nordfranzösisch-niederländischen Raum, ein einheitliches Bauwerk bildeten
(u. a. Köln, Breslau, Thorn, Danzig).311 Neuzeitliche Rathäuser sind diesen
Vorbildern bis in das 20. Jahrhundert gefolgt (u. a. Berlin, Frankfurt, Hannover,
Hamburg, Leipzig, München, Wien, Wilhelmshaven). — Nördlich der Mittelgebirge
bieten im späteren Mittelalter der 1308 neben dem städtischen pretorium errichtete
Abb. 18b Straubing, Stadtturm mit Anbauten (Trinkstube) von Westen.
(Kunstdenkmäler Bayerns IV, 6: Straubing, 1921, Fig. 240)
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