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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 75
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dert engere Anlehnung beim Reich, worauf die Staufer offenbar bereitwillig einzugehen
bereit waren, Cambrai war in diesem Zeitraum die wirtschaftlich sehr weit
entwickelte Stadt dieses Raumes, in der es als erster im Nordwesten des Reiches zu
einer revolutionären Bewegung und zur Entstehung einer gegen den Bischof gerichteten
Kommune kam.320 Auf das Auf und Ab der Auseinandersetzungen zwischen der
werdenden Bürgergemeinde und den Stadtherrn ist hier nicht näher einzugehen, zumal
darüber seit bald 100 Jahren die noch immer grundlegende Dissertation von Wilhelm
Reinecke vorliegt. Zusätzlich sei nur noch erwähnt, daß die Staufer auch familiäre
Beziehungen bis in diesen Raum hatten. So war der bereits erwähnte Pfalzgraf
Otto von Burgund, der jüngere Bruder Kaiser Heinrichs VI. und später zeitweilige
Mitinhaber der Stadt Breisach, Schwiegersohn des Castellans Hugo von Cambrai und
dessen Gemahlin Gertrud, die wiederum eine Tochter Graf Dietrichs von Flandern
war.321 Der Cambreser Bischof Johann von Bethune (1201—1219) wird von Kaiser
Friedrich II. in einer Urkunde von 1215 sogar als consanguineus bezeichnet, ohne daß
wir wissen, worauf diese Verwandtschaft basierte,322

Erstaunlich ist jedenfalls die außergewöhnlich hohe Zahl von Privilegien, welche
die Staufer an Bistum aber auch an die Bürgerschaft von Cambrai erteilt haben, obwohl
sie selbst persönlich nie in diesen so weit nach Westen vorgeschobenen Bereich
gekommen sind und ihre Reisen in dieses Gebiet des Reiches bald hinter Lüttich oder
Maastricht beendeten.323 Dies dürfte teilweise darauf zurückzuführen sein, daß die
Bischöfe ihre Interessen mehrfach am königlichen Hof persönlich zu vertreten wußten
,324 Aber auch Beauftragte der Bürgergemeinde reisten öfter dorthin. So begleiteten
beispielsweise bereits 1168 die majores urbis den Bischof Peter zur Einholung der
Regalien an den Hof Friedrichs l.325 Und als 1182 der gleiche Herrscher die Kommune
von Cambrai verboten hatte, erschien eine mit schwerem Geld versehene Gesandtschaft
der Bürger von Cambrai beim Kaiser in Gelnhausen und versuchte das
Verbot wieder rückgängig zu machen.326 Auch als es im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts
zu neuen Kämpfen zwischen dem Bischof und der Kommune kam, die dann
den königlichen Hoftag beschäftigten, waren provisores der Stadt anwesend.327 Für
unseren Zusammenhang ist es wichtig, daß es ein verlorenes Privileg Heinrichs VL>
des Mitinhabers von Breisach, für die Bürger von Cambrai gegeben hat, von dessen
Inhalt jedoch nichts bekannt ist,328 Für die hier zu behandelnden Probleme sind
auch die Zustände in der Stadt Cambrai im 12. und 13. Jahrhundert sehr beachtenswert
. Nach dem Recht dieser Stadt, das Kaiser Friedrich I. 1184 Juni 24 erteilte,
kamen dort die sex virijurati in domo pacis zusammen, denn die Kommune wurde
wie auch in vielen anderen Städten als pax bezeichnet.329 1223 wird erkennbar, daß
diese Gemeinde bereits weltliche Glocken zu ihrer Verfügung hatte, denn von dem
damaligen Bußzug wird gesagt: prius pulsata eorum campana, sicut pulsari solet in
denunciatione bannorum.330 Schon 1184 war vom dortigen Prevöt mitgeteilt worden,
daß er conventum ad sonum campane indixerit,m Ob diese in einem eigenen städtischen
Glockenturm untergebracht waren, wird damals zwar noch nicht erkennbar. Da
ein solcher Turm aber nach der alsbald zu behandelnden Hoftagsentscheidung von
1226 abgebrochen werden mußte, dürfte ein Beffroi in Cambrai schon am Ende des
12. Jahrhunderts vorhanden gewesen sein.332

Im beginnenden 13. Jahrhundert kam es zu erneuten Streitigkeiten zwischen dem

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