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werks und seine Vergangenheit genügend geklärt worden sind.365 Die beim Brand
der älteren Straßburger Stadtbibliothek 1870 leider verloren gegangene Hagenbach-
chronik enthielt wenigstens in etwas dürftigen Nachzeichnungen teilweise erhaltene
Abbildungen der Stadt Breisach, auf denen der damalige Radbrunnenturm gut erkennbar
ist.366 Demnach handelte es sich um ein höheres rechteckiges Bauwerk,
dessen Seiten mit Randquadern versehen waren und das wohl erst aus dem 14. oder
15. Jahrhundert ein spätgotisches Uhrtürmchen mit Glocke über einem Spitzdach aufwies
(Abb. 20, 21). Dieses Bild ruft also insgesamt den Eindruck eines Gebäudes aus
der Mitte des 13. Jahrhunderts hervor, dessen Bedachung allerdings wohl erst dem
15. Jahrhundert angehörte.367 Für diese Datierung sprechen die Eckquaderverbände,
die seit dem 13. Jahrhundert auch an anderen Bauten vorkommen.368 In der hier
charakterisierten Form hat der Radbrunnenturm offenbar bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts
Bestand gehabt.369 Dies lassen etwa die Zeichnungen Arhardts um 1640
und Bilder aus dem späten 17. Jahrhundert gut erkennen.370 Mitte des 18. Jahrhunderts
war das Gebäude jedoch so baufällig, daß es offenbar bis auf die Fundamente
abgerissen werden mußte.371 Bei der damals wirtschaftlich schlechten Lage der
Stadt dauerte es bis 1783, ehe man den Wiederaufbau des für die Wasserversorgung
der Stadt sehr wichtigen Bauwerks ins Auge fassen konnte. Erst 1789 wurde unter
Zustimmung der vorderösterreichischen Regierung mit der Ausführung des Entwurfs
des Baumeisters Scherer-Reich begonnen.372 Leider sind wir über dessen Aussehen
nicht unterrichtet. Immerhin läßt der Schadensplan des Rheinbauinspektors Wampe
erkennen, daß die Anlage von 1789 im Grundriß fast genau der des 19. Jahrhunderts
und damit auch vermutlich ihrer älteren Vorgänger entsprochen haben dürfte.373
Schon bei der Beschießung der Stadt durch die Franzosen im Jahre 1793, wurde der
Abb. 20 Ansicht der Stadt Breisach in der Hagenbachchronik (um 1500). Im Mittelpunkt der Radbrunnenturm
. (Mone, Quellensammlung der bad. Landesgeschichte, Bd. IV, 1; Haselier, wie Anm. 1,
Bd. 1, Taf. 46)
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