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Andlau zu Birseck (* 1641, t 1712),11 auch diese aus elsässischem Adel, wie überhaupt
die gesamten Ahnen Kagenecks, wie es die noch erhaltene 16er-Probe zeigt,12
fast nur aus oberelsässischen Geschlechtern waren. Der Vater wurde 1671 Reichsfreiherr
,13 ein Titel, den nun auch der Sohn sein Leben lang führen durfte.
Schon in jungen Jahren trat Johann Heinrich in militärische Dienste bei der kaiserlichen
Armee,14 um die für die Aufnahme in den Deutschen Orden geforderten militärischen
Einsätze nachweisen zu können. Seine feierliche Investitur in die Bailei
Franken fand am 24. November 1688 am Landkomtursitz zu Ellingen15 statt, den
damaligen Gepflogenheiten entsprechend nach seinem 20. Geburtstag. Die Auf-
schwörtafel mit Namen, Wappen und Datum ist im Ellinger Schloß noch heute zu
sehen. Es wäre naheliegender gewesen, wenn die Investitur in der Heimatbailei Elsaß
und Burgund stattgefunden hätte, statt in Franken, eine Erklärung gibt aber, daß der
Onkel, Philipp Heinrich v. Andlau (t 1701),16 damals zu den amtierenden fränkischen
Komturen gehörte,
Schon unmittelbar nach dem Ordenseintritt zeigt sich eine Zweigleisigkeit in
Kagenecks Tätigkeiten: Die Ordenslaufbahn, die ihn eigentlich an bestimmte Einsatzorte
binden sollte, wird überlagert durch Einsätze in anderen Funktionen an ganz entfernten
Orten. So ist er als Tressler (1692 bis 1699)J7 und Hauskomtur zu Ellingen
(169718 bis 1702)19 betitelt, ist aber zur gleichen Zeit (1692 bis 99 nachweisbar)20
Obristwachtmeister (im heutigen Majors-Rang) in einem 1681 neuaufgestellten kaiserlichen
Infanterie-Regiment (das später die Nr. 17 trug), unter den Inhabern Generalfeldzeugmeister
Freiherr v. Stadl (bis 1694) und Generalfeldmarschalleutnant Graf
von Fürstenberg (bis 1702).21 Wo Kageneck im Einsatz war, ob bei der kaiserlichen
Armee gegen Frankreich im sogenannten 3. Raubkrieg (1688 bis 1697) oder im Türkenkrieg
(1683 bis 1699), müßte noch festgestellt werden. Wahrscheinlicher ist es,
daß er gegen die Türken in Ungarn gekämpft hat, denn daraus dürften seine Erfahrungen
resultieren, die ihn der Ordensleitung empfahlen, in der ostungarischen Puszta
den 1702 vom Orden dem Kaiser abgekauften Jazygen- und Kumaner-Distrikt zu verwalten
,22 der als Wüstenei, gerade erst aus türkischer Hand befreit, wieder besiedelt
werden mußte. Wie lange und mit welchem Erfolg Kageneck diese Aufgabe wahrgenommen
hat? ließ sich aus den vorliegenden Quellen nicht feststellen, In diese Jahre
gehören aber auch Verwendungen als Komturamtsverwalter bzw. Komtur zu Virns-
berg in Mittelfranken (170023 bis 1703)924 zu Ulm (1701 bis 1706)25 und zu Frankfurt
(1703 bis 1705),26 Es scheint, daß Kageneck in diesen kurzen Einsätzen jeweils dazu
da war, im Namen der Bailei Ordnung zu schaffen und gedeihliche Weiterentwicklung
einzuleiten.
Genau mit der gleichen Aufgabe hat der damalige Hoch- und Deutschmeister Franz
Ludwig von Pfalz-Neuburg ihn 1701 in die Bailei „an der Etsch und im Gebirge" als
Visitator entsandt,27 weil deren finanzielle Verhältnisse unter dem letzten dortigen
Landkomtur Johann Jakob Graf v* Thun (t 2, September 1701) sehr im argen gelegen
hatten.28 Mit vorübergehender Visitation war es in diesem Fall nicht getan, Kageneck
wurde 1702 in die Bailei Etsch förmlich transferiert und dort sofort Komtur zu
Schlanders.29 Der Hochmeister muß von Kagenecks Fähigkeiten eine hohe Meinung
gehabt haben, denn er hatte ihn nicht nur als Hofrat bei der Zentrale Mergentheim
in Diensten, sondern auch in Ungarn und in zwei Balleien gleichzeitig. 1704 heißt
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