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Kagenecks voller Titel: „Ratsgebietiger der Bailei Etsch, Komtur zu Frankfurt und
Schlanders, Administrator der Jazyger-, Groß- und Klein-Kumaner-Distrikte in Ungarn
".30 Dazu kam in den nächsten Jahren (neben den Titeln eines hoch- und
deutschmeisterlichen geheimen Rats31 und eines Ratsgebietigers in Franken)32 die
Präsidentenschaft des Hofrats in Mergentheim,33 was dort dauernde Anwesenheit
erforderte. In dieser exponierten Stellung wurde Kageneck, als im Spanischen Erbfolgekrieg
die Franzosen Mergentheim überrumpelten, am 22. Juli 1707 als Geisel genommen
, nach Fort Louis im Unterelsaß und von dort nach Straßburg hinweggeführt
.34 Das war das Ende der Laufbahn in der Mergentheimer Ordenszentrale.
1709 ist dann Kageneck wieder in Tirol, wird Administrator der Bailei35 anstelle
des Landkomturs Georg Friedrich Graf von Spaur, der abtreten mußte, unter anderem
, weil er, obwohl Oberst der Landmiliz in Tirol, bei der bayerisch-französischen
Invasion sich nicht an die Spitze des Tiroler Widerstands gesetzt hatte.36 Mit der
Administratur war für Kageneck auch der Besitz der Kommenden Sterzing und Weggenstein
verbunden, sowie die Chance, beim nächsten General-Kapitel des Ordens,
als wirklicher Landkomtur bestätigt zu werden, was er denn auch im Juli 1710
wurde37 und über 33 Jahre bis zu seinem Tode blieb.
Lange war Kageneck nicht in Tirol. Wohl auf Empfehlung des Hoch- und Deutschmeisters
ging er an den Hof von dessen Bruder Alexander Sigismund Pfalzgraf von
Neuburg, der als Augsburger Fürstbischof in Dillingen residierte. 1717 bis 1724 ist
er dort geheimer Rat, Premierminister und Oberst-Hofmeister. Weil er nun schon in
Dillingen an der Donau war, gab ihm der dritte Bruder, Kurfürst und Pfalzgraf Karl
Philipp, auch die Statthalterschaft des benachbarten Neuburg an der Donau, des
Stammorts dieser pfalzgräflichen Linie. So war Kageneck schon Kurpfälzer geheimer
Rat, Statthalter des Herzogtums Neuburg und geheimer Staats- und Konferenzminister
, als ihn der Kurfürst 1724 von Dillingen nach Mannheim holte, wo er in dieser
kurpfalzischen Haupt-Residenz als Obrist-Hofkammer-Präsident zum Verwalter der
Finanzen des Kurstaates aufstieg.38
Das war für die nächsten sechs Jahre der höchste und wichtigste Posten Kagenecks
außerhalb seines Ordens. Er hatte beinahe 25 Jahre den drei Brüdern aus dem pfalz-
neuburger Haus in maßgebenden Stellungen gedient, als er 1730 auf das Amt in
Mannheim resignierte,39 man kann annehmen, aus gesundheitlichen Gründen, denn
immerhin hatte er damals das sechzigste Lebensjahr überschritten. Einige kurpfalzi-
sche Titulaturen führte er noch bis zum Tode Kurfürst Karl Philipps,40 der 1742 als
letzter der Neuburger Brüder (der Hochmeister Franz Ludwig war schon 1732 gestorben
) ins Grab sank, womit die Kurwürde an Karl Theodor von der Sulzbacher Linie
kam, mit dem Kageneck keine nähere Verbindung hatte.
Er hatte schon länger die Mitgliedschaft in der Ordensbailei Franken resigniert
(1719) ,41 so daß ihm für seine letzten Tage lediglich das Landkomturamt an der
Etsch und die Bindung zur alten Heimat im Breisgau blieb. Dort in Freiburg ist er
am 28. Dezember 1743 verstorben und in der Kirche der Augustiner-Eremiten begraben
worden.42
Es blieben seine Stiftungen zugunsten der Kirche und des Ordens, für die er beträchtliche
Mittel aufgewandt hatte. In den Breitenbach'schen Kollektaneen liest sich
das so:43
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