Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 134
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0136
III

Was wissen wir über Susanna Losack, deren Grab auf dem Freiburger Alten Friedhof
der eigentliche Anlaß zu diesen Nachforschungen ist? Bekannt sind Geburts- und
Todesjahr (1778—1829). Sie war also 20 Jahre jünger als George Losack, den sie an
Bord seines Schiffes „Jupiter" 1796 heiratete. Ihre Eltern waren Captain George
Story und seine Ehefrau Egberta, geborene Bergh. George Story, Offizier der 8th
Light Dragons, einem englischen Kavallerieregiment, das an der Besetzung Südafrikas
teilgenommen hatte, diente dort 1796—1801 als Leutnant, 1802—1803 als Captain
und führte eine eigene Spezialeinheit, die „Capt. Story?s Troop". Die Berghs gehörten
zu den alteingesessenen Kap-Familien. Nach einem Testament der Eheleute Story,
welches am 2. Januar 1807 in Kapstadt eröffnet wurde, ist davon auszugehen, daß
beide vor diesem Zeitpunkt verstorben sind.14 Nach der Aufgabe der Kap-Region
wurde das Regiment nach Indien verlegt. Die Familie wohnte in Muizenberg, einem
kleinen Ort bei Simonstown. In Simonstown dürfte George Losack die junge Frau
kennengelernt haben. Vermutlich fend die Hochzeit deshalb an Bord des Flaggschiffe
statt, weil eine englische Kolonie im eigentlichen Sinne nicht bestand, Als George
Losack mit dem Kap-Geschwader nach England zurückkehrte, nahm er seine Frau
mit. Grundsätzlich durften zwar auf britischen Kriegsschiffen keine Frauen reisen.
Die Admiralität erlaubte aber Ausnahmen, wenn es dienstlich geboten war, wie hier
nach dem Rückzug vom Kap.

Für die folgenden drei Jahrzehnte lassen sich keine Daten ermitteln. Die Frau des
Admirals wird in London gelebt haben, da es gewisse Bezugspunkte der Familie zu
Marylebone gab. Wir wissen aber nichts über ihr persönliches Leben, an welcher
Krankheit sie in Freiburg plötzlich starb, warum sie hier beigesetzt und nicht nach
England überführt wurde. Unbekannt ist auch der Steinmetz des Grabmals und wer
die Pflege des Grabes übernahm, nachdem auch der Ehemann bald darauf starb.
Ebensowenig lassen die vorliegenden Fakten sichere Schlüsse auf die Motive zu, die
das Ehepaar Losack nach Freiburg führten. Hatten sie persönliche Beziehungen nach
hier? Nichts spricht dafür. Waren es gesundheitlich-klimatische Gründe? Wirtschaftliche
? Oder die allgemein verbreitete Reiselust, welche die gebildeten Engländer
nach den napoleonischen Kriegen und der Kontinentalsperre ergriff und vor allem in
den Süden führte? Letzterem nachzugehen, ist aufschlußreich. Die Lebenshaltung
war zu dieser Zeit in Deutschland weniger teuer als in England, welches noch unter
den Nachwirkungen der langen Kriegszeit und der Kontinentalsperre litt. Außenpolitisch
war das Land aus dieser Auseinandersetzung zwar gestärkt hervorgegangen. Innenpolitisch
erschütterten aber wirtschaftliche Wachstumsprobleme das Land. Die
Industrialisierung und in ihrer Folge die sozialen Veränderungen, wie das Entstehen
einer Industriearbeiterklasse, vollzogen sich innerhalb eines politischen Systems vorindustrieller
Herrschaftsstrukturen, die sich aber — im Unterschied zu Deutschland
— als flexibel und reformfähig erwiesen. So waren die Jahre 1825—1832 eine Zeit,
in der die notwendigen liberalen und sozialen Reformen einsetzten.15 Andererseits
hatte die Rückkehr zur Goldwährung (1821) die deflationären Tendenzen verstärkt.
Alle Regierungen folgten einer Politik des teuren Geldes. Es mochte für Wohlhabendere
, zu denen auch die Losacks gehörten, attraktiver sein, die Pension im Ausland
zu verzehren.

134


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0136