Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 163
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strionfabrik Welte & Söhne war 1873 von Vöhrenbach nach Freiburg übergesiedelt.
Ab 1889 wurde ihr eine pneumatische Mechanik für Musikwerke patentiert, „welche
vermittelst durchlochter Notenblätter gespielt werden". Der Geschäftserfolg von
Welte & Söhne ließ sich nicht zuletzt am Anstieg des Gewerbesteuer-Kapitals der
Firma von 1877 bis 1901 um 473% ablesen (Anstieg von 24 425 M auf 140 000 M).
Die Tüten- und Papiersackfabrik Johann Georg Thoma24 hatte ursprünglich ihren
Sitz in Todtnau. Auch ermöglichte der Verkauf von Freiburger Fabrikbetrieben den
Einstieg von zugewanderten Interessenten bzw. die Geschäftsübernahme durch auswärtige
Gesellschafter. Attraktiv blieb die „Breisgau-Metropole" wohl stets für Niederlassungen
oder Filialen auswärtiger Unternehmen.

Ein für Freiburg im Sinne der Industrialisierung positiv wirksamer Standortfaktor
war seit Beginn des Industriezeitalters das reichliche Vorhandensein billiger Wasserkräfte
als Antriebsenergie. Die badische Erhebung der Dampf- und Wasserkräfte von
1869 erfaßte in der Stadt Freiburg in 24 Unternehmen 29 Dampfmaschinen mit zusammen
328 PS, ferner in 134 Unternehmen 210 Wasserräder sowie in 9 „Etablissements
" 12 Turbinen mit 94 PS.25 In kaum einem anderen Gewerbeort des Großherzogtums
drehten sich damals so viele Wasserräder wie in dem mit Wasserkraft seit
dem Mittelalter erfahrenen Freiburg (= 4 %), das in dieser Hinsicht nur von Neustadt
und Waldkirch übertroffen wurde. Freiburgs Gewerbe- und Stadtbäche, um die sich
im 19. Jahrhundert nicht wenig Streit wegen des Einsetzens neuer „Patschräder" und
stärkerer Wasserturbinen entzündete, wurden zur Lebensader auch der frühen Industrie
. Xaver Kuenzer hatte sich 1832 wegen der Wasserbauten für seine Zichorienmühle
mit der Runzgesellschaft auseinanderzusetzen.26 Viel fließendes Wasser benötigte
die Lederfabrik von Max Lasker. Die Papierfabrik Flinsch nutzte 1870 eine
Wasserkraft von 130 PS. Am Gewerbekanal, dessen Wasserkraft noch in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts so manche Drehbank antrieb, nutzte die mechanische
Werkstätte Grether & Co. Wasserrechte, seit 1886 mit einer im Kanal installierten
Turbine. Die Firma Carl Mez ließ 1883 eine Turbine in den Gewerbekanal einsetzen,
die Gantersche Brauerei 1887.27 Textilfabriken nutzten die Wasserkraft, Risler & Cie
die der Dreisam. Als wassergetriebene Sägemühle mit Fourniersägerei trat 1843 die
Fournierfabrik Jaeger ins Leben. Berthold Raimann (1836—1895) eröffnete seine mechanische
Werkstätte 1863 in der Freiburger Fabrikstraße wegen der dort verfügbaren
Wasserkraft.

Erst verhältnismäßig spät, etwa seit 1860, entschlossen sich die Freiburger Gewerbetreibenden
, sofern die Wasserkraft nicht ausreichte, von der kostspieligen Dampfkraft
durch Anschaffen und Aufstellen von Lokomobilen, Dampfmaschinen und
Dampfkesseln Gebrauch zu machen. Alle größeren Betriebe und Brauereien konnten
auf sie nicht verzichten. Auf diese Nachfrage reagierte die Firma Fauler. Als einzige
Maschinenfabrik Südbadens baute sie bis nach 1870 auch Dampfmaschinen eigener
Konstruktion. Eine ausgesprochene Dampfmaschinen-Euphorie kam dennoch in
Freiburg nie auf, weil man wohl von Anbeginn die mit dieser Maschinenkategorie
verbundenen Umweltbelästigungen nicht in jedem Falle hinzunehmen bereit war.
Den Gebrüdern Keller, angesehene Apotheker, die ein Stampfwerk mit Lokomobilen
-Antrieb errichten wollten, empfahl 1863 die städtische Behörde, Vorkehrungen zu
treffen, damit „unverhältnismäßige Belästigungen der Nachbarschaft und etwa daraus

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