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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 167
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0169
nieder.38 Vor dem Ersten Weltkrieg gab die Firma den Standort Freiburg auf und
siedelte in die Nähe von Aachen um.

Die Seidenzwirn-Fabriken von Mez, deren Produktpalette 1870 aus Nähseiden in
verschiedenen Farben, Nähmaschinen-Seiden, schwarzsseidenen Doppelbändern
und Filet-Unterkleidern bestand, bildeten stets die bedeutendsten Unternehmen der
Freiburger Textilbranche.39 Ihr Absatzgebiet reichte 1858 bei einem Jahresumsatz
von fast 260 000 M über das Gebiet des Zollvereins hinaus und schloß Dänemark,
Schweden und Norwegen ein. Auch Mez bekam die konjunkturellen Schwankungen
und schleppenden Geschäftsgänge zu spüren und mußte sich gegen die immer fühlbarere
inländische, schweizerische und französische Konkurrenz behaupten. Das
Unternehmenswachstum, am Anstieg des Gewerbesteuerkapitals von Carl Mez &
Söhne von fast 200 000 M im Jahre 1858 (1877: 336 170 M) auf 1 484 100 M im Jahre
1901 abzulesen,40 war beeindruckend und blieb in dieser Dimension in Freiburg unerreicht
.

Unter den anderen Textilfabriken, die vor allem das häufig — auch wegen der el-
sässischen Konkurrenz — undankbare Geschäft der Baumwollindustrie betrieben,
war die 1837 als Färberei gegründete, sich auf Wasserkraft stützende Baumwollspinnerei
und Zwirnerei des Joh. Baptist Krumeich, Fabrikant und Händler, das bedeutendste
Unternehmen* Schon 1869 beschäftigte es 88 Arbeiter (1898: 105). Beim Tode
des Mitgesellschafters August Krumeich (1837—1881) wurde das gesamte „Fabrikvermögen
" (Tabelle 3) auf rd. 755 841 M bzw. nach Abzug der Schulden von 36 646 M
auf 719 195 M beziffert.41 Nach der aus Erbschaftsgründen aufgestellten „Vermögensbilanz
*4 handelte es sich um ein erstaunlich liquides, wohl selten gesundes Unternehmen
mit einer Eigenkapitalquote von über 95 %. Die erwirtschaftete Kapitalrendite
lag sicher über 5 %. Unter den Forderungen des Fabrikanten Krumeich befanden
sich auch unverzinsliche Darlehensscheine des Breisgau-Vereins Schau-ins-Land.

Ein anderes Unternehmen der Textilbranche verdient besondere Erwähnung, weil
mit ihm eine völlig neue, zuerst in England während der 1840er Jahre aufgekommene
Textilbranche in das südliche Baden verpflanzt wurde. Es ist die Verarbeitung wollener
Lappen zur sog. Kunstwolle auf besonderen Maschinen, eine Art Recycling,
heute eine Selbstverständlichkeit. In Mannheim entstand wohl die erste kontinentale
„Kunstwollen-Fabrik", auf die 1873 durch israelitische Handelsleute die Gründung
der Firma Wertheim & Pöllock in Freiburg-Haslach folgte.42 Unter Ausnutzung
einer Dampfkraft von 60 PS und einer Wasserkraft von 25 PS stellte das Unternehmen
in den 1880er Jahren jährlich 6 bis 7000 Zentner „Kunstwolle" her (1877 Gewerbesteuerkapital
: 29 655 M), Die Fabrik beschäftigte zeitweise ca. 60 Arbeiter. Sie
febrizierten sog. Shoddy (Strumpfwolle), die größtenteils in Deutschland, Holland,

¥ *

England und Osterreich an Wollspinnereien abgesetzt wurde. Ein anderes innovatives
Unternehmen wurde 1852 von C. Fernbach gegründet, eine Fabrik für „Baumwollwatten
", die mit 8 Arbeitern 1858 einen Umsatz von 5000 fl machte. Offenbar unter
dem Nachfolger, der Wasserkraft ausnutzte und zeitweilig 12 Arbeiter beschäftigte,
scheiterte sie. Der Sohn eines Kunstgärtners, Joh. Bapt. Adler (gest. 1909), wurde
„Wattfabrikant" und im Gewerbesteuerkataster von 1877 und 1899 mit rd. 25 000 M
veranlagt. Als er starb, war er überschuldet, hinterließ seinen Erben einen Schuldenberg
von 29276 M.43 Auf der Oberrheinischen Gewerbeaus Stellung in Freiburg im

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