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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 171
(PDF, 38 MB)
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Um 1900 beschäftigte die Schraubenspundfabrik, zu der eine Gießerei gehörte, ca.
200 Mitarbeiter (1895: 62), Im Jahre 1901 wurde Wilhelm Kromer ein Stechhahn mit
Kohlensäureanschluß, Wilhelm Lederle eine Schmiervorrichtung für Kraftmaschinen
und Jakob Grether ein Kurbelgetriebe patentiert.

Während eines Aufenthaltes in Nordamerika kam Theodor Kromer auf die Idee,
sich der Konstruktion und dem Bau von Sicherheitsschlössern zu widmen.58 1869
gründete er in Freiburg eine Schloßfabrik, ein ungewöhnlich erfolgreiches Unternehmen
, dessen Gewerbesteuerkapital sich von 1877 bis 1899 um 277,5 % erhöhte (Anstieg
von 29 140 M auf 110000 M). Mit einem veranlagten Einkommen von 46 000
M im Jahre 1899 zählte Theodor Kromer zu den bestverdienenden Unternehmern
Freiburgs. Seine Firma beschäftigte 1895 73, 1900 ca. 100 und 1936 141 Mitarbeiter.
Kromer stellte Schlösser nur eigener Erfindung zunächst für Kassenschränke her.
Schon auf der Wiener Weltausstellung von 1873 landen seine Kunstschlösser Beachtung
. Durch patentierte Verbesserungen und Neuerungen entwickelte er sein Erzeugnis
zum weltweit hervorragendsten Sicherheitsschloß, das bis 1894 bereits in 35 000
Geldschränken in Deutschland, England, Rußland und Amerika eingebaut war. Auch
die Reichsbank in Berlin hat ihre Tresore mit dem Kromer-Schloß einbruchsicher
verriegelt. Kromer entwickelte und lieferte schließlich die verschiedensten Katego™
rien von „maßgeschneiderten" Sicherheitsschlössern nach den Spezialwünschen seiner
Auftraggeber. Für Zeitschlösser, die sich nur nach Ablauf einer vorher eingestellten
Zeitspanne öffnen lassen, war er der alleinige Hersteller in Europa. Auf eigenen
Patenten beruhten auch die „Kromat-Schlösser" für Münzautomaten. Abnehmer seiner
Sicherheitsschlösser waren die Geldschrankfabriken und Tresor-Bauanstalten.

Größter metallverarbeitender Betrieb Freiburgs war die dortige Eisenbahnbetriebswerkstätte
der badischen Staatsbahnen (1895: 205 Arbeiter). Viele Firmennamen
überliefert uns die Freiburger Industriegeschichte, aber von nicht wenigen Unternehmen
nicht viel mehr als ihre Namen. Recht langlebig erwies sich die Feilen- und
Raspeln-Fabrik Oscar Bissier, gegründet 1845, ab 1939 Inhaber Gerhard Klebs. Es
gab eine Freiburger Carosserie- und Wagenfabrik Carl Wagner (1910—1931). Manche
Firmengründung kam offenbar über die beantragte gewerbepolizeiliche Genehmigung
nicht hinaus. Noch schwieriger läßt sich das Netzwerk der Kapitalverflechtungen
zwischen den Freiburger Industrieunternehmen erhellen. Kuenzer, Risler und
Flinsch waren kapitalmäßig miteinander verzahnt. Uberdauert hat von alledem bis ins
ausgehende 20. Jahrhundert nur wenig. Die Firma Theodor Kromer GmbH, jetzt in
Umkirch, die Metallgießerei Koch, 1845 als Glockengießerei von den Gebrüdern
Koch gegründet,59 die seit 1890 von einer Turbine im Dillenmühlenkanal angetriebene
Maschinenfabrik und Metallgießerei Raimann, gegründet 1863, eine der ersten
Produzenten von Holzbearbeitungsmaschinen in Deutschland, seit 1904 in Freiburg-
St. Georgen60 und die schon genannte „Südstahl" sind die wenigen heute noch existierenden
Unternehmen der frühen Freiburger Metallindustrie.

Das Ablaufmuster des Freiburger Industrialisierungsprozesses war nicht der Regelfall
, sondern wurde durch nicht wenige örtliche Besonderheiten geprägt, Mangel an
Arbeitskräften, die bereit waren, in Fabriken ihren Lebensunterhalt zu verdienen,
kennzeichnete schon seit dem frühen 19. Jahrhundert die besondere Arbeitsmarktsituation
in Freiburg. Sie stellte daher für den Industrialisierungsprozeß eine spür-

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