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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 204
(PDF, 38 MB)
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Abb. 7 Das Gasthaus ,Rössle' am Ortseingang von Oberprechtal. (Foto: Michael Bärmann)

und wie abwesend aus dem Fenster starrte. Seine Frau hatte ein Kamelsgesicht, genau
die unverwechselbare Kopfbewegung und den Ausdruck äußerster Stupidität, die man
nur bei Trampeltieren und süddeutschen Bauersfrauen beobachten kann."63 Hemingway
hatte nach wenigen Wochen anscheinend genügend Erfahrungen mit der süddeutschen
Gastronomie gesammelt, um schon angesichts der Fassade des ,Rössle' ein vernichtendes
Urteil fallen zu können: „Alle diese Gasthäuser sind weiß getüncht und
sehen von außen ordentlich und sauber aus, aber innen sind sie schmutzig, eins wie
das andere. Die Bettlaken sind kurz, die Federbetten klumpig, die Matratzen hellrot,
das Bier gut, der Wein schlecht. Beim Mittagessen müssen Sie vorsichtig sein und
aufpassen, daß das Stück Brot, das Sie erwischen, nicht sauer ist. Der Wirt versteht
nie, was Sie sagen, seine Frau bindet sich die Schürzenbänder, während sie den Kopf
schüttelt. Arbeiter im Unterhemd und Hosenträgern schneiden sich mit dem Taschenmesser
ganze Kanten von dem Schwarzbrot ab und spülen es mit dem sauren Wein
hinunter. Die Deckenbalken sind schwarz vom Rauch. Die Hühner scharren im Vorgarten
, und der Misthaufen dampft unter den Schlafzimmerfenstern.4'64

Die Wanderer waren jedoch nicht die einzigen ausländischen Gäste in der provinziellen
Einöde des ,Rössle': Noch während des Essens trat eine amerikanische Sängerin
, die eigentlich in Berlin studierte, an den Tisch und schüttete den Fremden ihr
Herz aus. Vieleicht war es der Aufdringlichkeit der Künstlerin zuzuschreiben, daß
die Ehefrauen sich nunmehr schlafen legen mußten, Bird und Hemingway sich aber
ins Dorf begaben, um sich Angelscheine zu besorgen. Doch die Amerikanerin ließ

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