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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 216
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Damit sind nun schon die Stellungnahmen kirchengemeindlicher Gremien in Freiburg
erschöpft. Nach der Reichspogromnacht im November 1938 wurde bei einzelnen
Pfarrern und engagierten Laien Empörung laut und es bildete sich das „Freiburger
Konzil", bestehend aus Pfarrern und Hochschullehrern, In diesem Kreis machte
man sich Gedanken über das Widerstandsrecht, und in späteren Jahren arbeitete man
Entwürfe für eine Neuordnung nach dem Kriege aus.13

Beginnende Konflikte

Die Auseinandersetzungen in Freiburg begannen etwa im April 1933, In einer Tagebucheintragung
vom 10, April spricht Erik Wolf von einem „Flugblattaufsatz gegen
die Deutschen Christen44.14 Diese Notiz macht deutlich, daß Wolf von Anfang an
eindeutig gegen die Deutschen Christen gewesen ist. Eigentümlicherweise hat er zur
gleichen Zeit Martin Heidegger als Rektor der Universität tatkräftig unterstützt. Dieser
Umstand führte dazu, daß Wolf im kirchlichen Bereich sich im selben Lager zuhause
fühlte wie etwa Prof. Gerhard Ritter und Prof. Adolf Lampe, während sie an
der Universität zunächst völlig getrennte Wege gingen. Leider ist der erwähnte Flugblattaufsatz
von Erik Wolf nicht mehr verfügbar. Immerhin wird hier schon ein Mittel
erkennbar, das im Verlauf des Kirchenkonflikts eine große Rolle spielen sollte: die
Auseinandersetzung per Flugblatt und Handzettel. Im Dezember 1933 beschwerten
sich die Deutschen Christen über ein Flugblatt der Kirchlich-Positiven Vereinigung
und über die Predigten von Pfarrer Hermann Weber.15 Solche Beschwerden begegnen
in den folgenden Jahren immer wieder und zwar von beiden Seiten.

Reaktionen im Pfarrkollegium

Am 2d Juni 1933 berichtete Pfarrer Weber von der Landessynode, Kirchenpräsident
Wurth sei zurückgetreten und Kühlewein habe als Landesbischof allgemeine Zustimmung
gefunden. Als Bedingung habe er gefordert, ??daß er als Bischof rechtlich und
moralisch unabhängig sein44 könne. Offensichtlich waren zu diesem Zeitpunkt noch
keine deutlichen Anzeichen für den bald darauf ausbrechenden Konflikt zu erkennen.
Die Synode, so versicherte Weber, sei „getragen vom Willen zu Zusammenarbeit im
Interesse der Kirche".

Viel mehr Kopfzerbrechen als die Veränderungen in der Kirchenleitung bereitete
den Pfarrern die zunehmenden Eingriffe nationalsozialistischer Organisationen in die
kirchliche Jugendarbeit. Die Evangelische Kindererholung würde von der nationalsozialistischen
aufgesaugt. Vikar Eugen Kammerer versuchte das abzuschwächen und
wies darauf hin, daß die katholische Caritaserholung viel stärker betroffen sei. Die
evangelischen Jugendverbände schienen „in Gefahr zu sein" doch habe man während
der Synode mit den staatlichen Stellen verhandelt und dort würde denn auch die Notwendigkeit
kirchlicher Verbände eingesehen werden.

Diese Dinge sollten sich jedoch sehr rasch in eine ganz andere Richtung entwickeln
, und jede Hoffnung auf staatliche Zusicherungen war Illusion. Aber noch zogen
die evangelischen Mitglieder der Hitlerjugend am Jugendsonntag geschlossen in
die Kirche ein. Doch zeigten die Ereignisse gerade an diesem Jugendsonntag, daß der

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