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unter dem Titel „Der Ruf Gottes an sein Volk", antwortete Plarrer Kölli unverzüglich
mit einer großangelegten Polemik unter dem Schlagwort „Die Kirche ist kein U-
Boot"82 Reichsvikar Engelke sprach einige Wochen später im Paulussaal. Diese
Versammlung wurde mit den Worten beschlossen: „Zum Schluß gedenken wir unseres
Führers . . . Jede erhobene Hand ist ein Gebet! Sieg Heil! .. ,"83
Immer schneller bewegten sich die Deutschen Christen aus dem für die Kirche
noch erträglichen Rahmen. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß Pfarrer Kölli
mehrmals vom Oberkirchenrat einbestellt wurde und Besserung gelobte.84 Zwar
grenzte sich Kölli im Juli 1935 noch ausdrücklich von den Thüringer Deutschen Christen
ab und bekannte sich zu Kinders Glaubensbewegung.85 Aber der Schritt hin zu
einer „Deutschreligion" wurde immer greilbarer. Wie weit die Deutschen Christen
den kirchlichen Rahmen verließen, zeigen etwa die Themen der „Deutschen Gottesfeiern
" die im November 1937 in der Ludwigskirche stattfanden: „Fegefeuer oder
Heimgang"; „Kutte oder Uniform"; „Tisch oder Altar"; „Minderwertig oder schuldig
"; „Trauerchor oder Sturmtrupp".86
Im Mai wurde im Sonntagsblatt „Der Deutsche Christ" eine Flugschrift veröffentlicht
unter der Überschrift „Das wahre Gesicht der Bekenntnisfront"» Darin wurde
bejahend auf die Entwicklung in Thüringen, dem „Land der Wartburg", bezuggenommen
. Statt einer Verteidigung des Kreuzes und einem Bekenntnis dazu, findet
sich schließlich eine Verteidigung des Hakenkreuzes:87 „Wir Deutschen Christen
lassen das Hakenkreuz nicht begeifern und werden nie und nimmer zulassen, daß
Kreuz und Hakenkreuz als Kampfeymbole gegeneinander stehen und von gewissenlosen
Menschen gegeneinander getragen werden "
Nachdem Pfarrer Kölli bereits bei der Mitgliederversammlung im Februar deutlich
gemacht hatte, daß es im totalen Staat keine Neutralität gebe und die Aufhebung der
Konfessionen nun das Ziel sei, erklärte er sich im Juni ausdrücklich mit den Thüringer
Deutschen Christen solidarisch.88 In dieser Zeit nahmen übrigens auch die Angriffe
und die Polemik gegen die katholische Kirche stark zu.89
Beim südbadischen Treffen der Deutschen Christen vom 3. bis 5. Juli 1935 zogen
die Freiburger den Mannheimern gleich und gliederten sich offiziell in die „nationalkirchliche
Bewegung" ein.90 Die Führung der „Gaugemeinde Baden", die der
Reichsgemeinde unter Leffler unterstand, übernahmen die Pfarrer Kiefer, Glatt und
Kölli. Leiter der Freiburger Kreisgemeinde wurde Druckereibesitzer Bär, und als außerordentliche
Mitarbeiter berief man die „im Kampf erprobten Kameraden" Landgerichtsdirektor
Fitzer und Rektor Fritz aus Freiburg in die Kreisleitung.91
Nach der ökumenischen Konferenz in Oxford, die ohne deutsche Beteiligung stattfand
, grenzten sich die Deutschen Christen immer stärker von der ökumenischen Bewegung
ab und betonten den nationalen Charakter des Christentums. Immer wieder
rief Pfarrer Kölli, der für die Pressearbeit zuständig war, seine Freunde im nunmehr
„nationalkirchlichen" Sonntagsblatt auf:92 „Ans Werk! Es gilt mitzubauen an dem
Dom der Deutschen: Ein Volk, ein Führer, ein Reich — eine christliche Kirche deutscher
Nation! Heil Hitler!"
Auch in Freiburg hat diese Bewegung offensichtlich einen gewissen Anklang gefunden
, auch wenn heute kein Zeitzeuge mehr darüber spricht. Bei einer Versammlung
der nationalkirchlichen Einung im März 1938 unter dem Thema „Kamerad-
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