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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 52
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0054
Von den im 18. Jahrhundert in Endingen nachzuweisenden Angehörigen der Familie
Burkhard sind Georg Friedrich, geboren am 10. September 1712, und Franz Jacob,
geboren am 27. Juli 1747 und verheiratet mit Barbara Seilnacht, im Scharfrichterdienst
nicht nachzuweisen. In der Tat findet sich im Ratsprotokoll von 1755 ein Hinweis
, daß vor und nach 1750 eine andere Familie das Scharfrichteramt innehatte: Damals
entsprach der Rat der Bitte des Endinger Scharfrichters Christian Rain, „in
Betracht seines hohen Alters und daher rührender Ohnvermögenheit" seinem Sohn
Philipp Rain den Scharfrichterdienst zu übertragen.5 Dieser ist dann in den Endinger
Stadtrechnungen zwischen 1757/58 und 1774/75 mehrfach in seiner Tätigkeit als
Stadtrichter nachweisbar.6 Die Scharfrichterfamilie Rain (Rein, Rhein) war insbesondere
im Saarland tätig, ein Hans Michael Rein aber auch um 1730 im elsässischen
Brumath.7 Erst mit Jacob Burkhard, der am 15. August 1770 in Endingen geboren
wurde und mit Magdalena Biechele verheiratet war, hat wieder, wie sein Urenkel
Karl berichtet, ein Mitglied der Burkhard-Familie als Scharfrichter seines Amtes gewaltet
und Hinrichtungen mit dem Schwert durchgeführt. Martin Burkhard, am 16.
November 1798 in Endingen geboren und dort am 8. November 1849 verstorben, war,
in der Nachfolge des Jacob Burkhard, zum Scharfrichter bestellt, hat aber der Familientradition
zufolge keine Hinrichtungen vollziehen müssen. Er war verheiratet mit
Katharina Löffler und übte den Beruf des Tierarztes aus. Die Verbindung des Scharfrichteramtes
mit einem Heilberuf, die auf den ersten Blick überrascht, war nicht sei-
ten. Angefochten von Ärzten, Badern und anderen Heilkundigen übten Scharfrichter
bis in die Neuzeit diese unter Umständen sehr einträgliche Kunst aus; groß war zum
Teil ihr Ansehen, nicht allein Kranke niederer Herkunft, sondern selbst Angehörige
der höheren Stände holten sich beim Scharfrichter heilkundigen Rat. Von dessen Tätigkeit
als Wasenmeister lag der Zugang zur Tiermedizin besonders nahe. Nicht selten
wurden Scharfrichter bei Tierseuchen von den städtischen Behörden als Experten
gehört. Übrigens war ein Martin Burkhard Bürger und Barbier in Endingen, der 1759
an den Rat den Antrag stellte, im Bürgerrecht verbleiben zu dürfen, obwohl er als
Chirurgus in die Stürzeische Herrschaft Buchheim wegziehen wollte.8

Das Scharfrichter- und Wasenmeisteramt ging 1862 an den Sohn Benjamin Burkhard
über, der, am 27. August 1835 in Endingen geboren, dort am 25. März 1896 verstarb
. Er war verheiratet mit Maria Magdalena Dörle, Tochter eines Landwirts in
Herbolzheim. Der Zwang, innerhalb des engen sozialen Umfelds der Scharfrichterfamilien
heiraten zu müssen, war längst durchbrochen. Der Scharfrichter genoß innerhalb
der Gemeinde dasselbe Ansehen wie die „ehrbaren" Bürger. Martin Burkhard
beispielsweise hat das verantwortliche und ehrenvolle Amt eines Obmanns des
St. Martinskirchenbaufonds bekleidet.9

Benjamin Burkhard war 1881 zum Scharfrichter für Südbaden bestellt worden,
Diese Funktion übte er bis zu seinem Tod 1896 aus. Da er drei Töchter, aber keinen
Sohn hatte, ging das Scharfrichteramt auf den Sohn seines Bruders, des Schmiedemeisters
Wilhelm Burkhard (* 14. Juni 1837 Endingen, f 4. Januar 1900 Endingen)
über. Wilhelm Burkhard mag seinem Bruder bei Hinrichtungen als Gehilfe zugeordnet
gewesen sein. Belege fiir eine selbständige Scharfrichtertätigkeit — wie von
Glenzdorf/Treichel angenommen — gibt es nicht.

Karl Burkhard, der Sohn des Schmiedemeisters, übte von 1897 bis 1935 das Amt

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