Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
111.1992
Seite: 61
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0063
Ferdinand Stein bekam und nutzte diese Chance. Er besuchte das Freiburger Gymnasium
, zusammen mit seinem etwas jüngeren Freund Heinrich Schreiber, der später
selbst über Ferdinand Steins Jugend und Schulzeit schrieb:13 „Hier in Freiburg entwickelte
sich in ihm schon sehr früh jene Vorliebe für die freie und große Natur? welche
ihm sein ganzes Leben hindurch eigen blieb. Wie er schon als Knabe mit seinen
Gespielen tagelang auf den nahen Bergen sich herumtrieb, so sah man ihn auch noch
in reifern Jahren, seine Gattin oder einen Freund an der Seite, dem Amtszimmer und
den beengenden Mauern enteilen, sobald es die Geschäfte zuließen . .. Noch eine
andere Eigentümlichkeit brachte Stein aus seinen frühesten Verhältnissen in seine reifern
Jahre hinüber. Es war dieses eine feine Beobachtungsgabe für alle Zweige bürgerlicher
Gewerbstätigkeit und ein Bestreben, dieselbe von ihrem Zwange zu befreien
und zu vervollkommnen. Im Kreise eines ebenso fleißigen als einsichtsvollen Vaters
— eines damaligen Bäckermeisters und spätem Gemeinderats —, einer für die Haushaltung
unübertrefflichen Mutter, zweier gleichgesinnter Geschwister, lernte er das
Gewerbsleben bis in dessen kleinstes Detail und dann wieder — während der Kriegszeiten
— bis in dessen umfangreiche und weitverzweigte Spekulationen kennen. Dadurch
erwarb er sich hierin eine Menge von gründlichen Einsichten, nach welchen
sich der bloße Büchergelehrte vergebens umsieht und [die] ihn vorzugsweise zum
praktischen Administrationsbeamten befähigten"

Schreiber berichtet auch, daß sich Ferdinand Stein des „besondern Wohlwollens
berühmter Lehrer" erfreut habe, so „in Geschichte und Naturrecht von Rotteck, in
Kirchenrecht Sauter, im Kriminalrecht Duttlinger. Zugleich besuchte er mit besonderem
Eifer die ästhetischen und stilistischen Vorträge des Dichters Jacobi." Es ist aber
durchaus auch anzunehmen, daß Steins lebenslange Kontakte mit Schreiber und sein
dauernder Gedankenaustausch mit diesem geistvollen und anregenden Mann ihn sehr
stark beeinflußt und geprägt haben. Heinrich Schreiber, Dr. phil. et theol., Geistlicher
Rat in wachsender Opposition zu seiner Kirche vor allem in der Frage des Priesterzölibats
(„ein geradezu unsittlicher Zustand"), Professor an der Freiburger Universität
(der — wie später übrigens auch sein um 25 Jahre jüngerer Freund Jacob
Burckhardt — von der Theologie in die historische Wissenschaft wechselte), Ehrenrat
der Breisgaustadt und „der*4 Geschichtsschreiber Freiburgs: Er war Ferdinand Steins
bester Freund. Viele Belege ihrer persönlichen, ausgesprochen herzlichen Kontakte
sind vor allem in ihrer regen Korrespondenz erhalten geblieben.

Vorbereitung auf den badischen Staaatsdienst

Obwohl Ferdinand Stein 1813 für den erkrankten Vater die Verwaltung des Magazins
für die Militär-Spitäler übernahm, bereitete er sich doch gewissenhaft vor auf den
Jura-„Concurs". Er war erfolgreich und wurde 1814 zum „Rechtspraktikanten" er-
nannnt. Fünf Jahre dauerte diese praktische Verwaltungsausbildung beim Großherzoglichen
Landamt Freiburg. Sie ließ Stein offensichtlich noch die Zeit, auch weiterhin
Vorlesungen an der Universität zu besuchen. Der erste Antrag, eine feste,
etatmäßige Anstellung in badischen Diensten zu erhalten, wurde 1819 abgelehnt mit
dem Hinweis, erst würden Bewerbungen ähnlich qualifizierter, aber älterer und verheirateter
Praktikanten berücksichtigt, Dabei hatte ihm sein Vorgesetzter, Oberamt-

61


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0063