http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0148
Abb. 3 Kriegerdenkmal im Freiburger Stadtgarten, 1925 von Carl Anton Meckel entworfen,
seit 1970 am jetzigen Standort. (Foto: Hug)
treten schweißgebadet in den niedrigen Unterkünften an, was einem Saunabad in seiner
Wirkung beinahe gleichkam, weil es alles überflüssige Fett in den Soldatenleibern
zum Schmelzen brachte.11
Was ist ihm sonst alles passiert, dem Schwarzwälder aus Kappel? Der Stubenälteste
hatte immer eine Menge unsittlicher Postkartenbilder in großer Herzform über
dem Bett hängen; doch dahinter versteckte sich ein Heer von Wanzen, die jeweils
nachts sein Lager überfielen und den Stubenältesten als Weideplatz aufsuchten, bis
dieser die Nistplätze, sprich: die unsittlichen Postkarten von der Wand riß! Ein andermal
fehlten dem Kappler Rekruten die 20 Pfennige Lohn für die Wäscherin, die
jeden Montag den Soldaten die Unterwäsche gewaschen und gebügelt austauschte
(Soldaten erhielten 2,20 Mark für 10 Tage, da konnte einem schon das Geld ausgehen
). Aber zum Glück brauchte gerade ein Mesner einen Glöckner in der Kirche,
und für den Hilfsdienst bekam unser treuer Katholik die 20 Pfennige, die ihm gerade
gefehlt hatten. Er war natürlich felsenfest überzeugt, daß ihm die Gottesmutter Maria
persönlich aus der Not geholfen habe.
146
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0148