http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1992/0201
Abb. 8 Zerstörte Gleisanlagen auf dem Offenburger Bahnhofsgelände nach dem Bombenangriff
vom 27. November 1944. (Foto: Stadtarchiv Offenburg)
zerstörten Gleisanlagen des Offenburger Bahnhofs instandsetzen. Aber noch wenige
Tage vor dem Ende des Kriegs wurden viele von ihnen Opfer des immer verzweifelteren
braunen Terrors.
Einer, der überlebte, Siegfried Nissenbaum, ist heute Mitglied im Oberrat der Israeliten
Badens. Sein Vater erkrankte kurz nach der Ankunft in Offenburg und kam
ins Lazarett. Als Siegfried Nissenbaum ihn abends besuchen wollte, fand er ihn nicht
mehr. Ein Arzt gab vor, die Kranken seien ins Offenburger Krankenhaus verlegt worden
, aber ein Mithäftling klärte Siegfried Nissenbaum auf: »Die Kranken seien umgebracht
worden und lägen noch im Kellen Ich war so verzweifelt, daß mir alles egal
war; ich stellte die zwei wachhabenden SS-Leute zur Rede und sagte, sie hätten meinen
Vater umgebracht. Daraufhin schleppten sie mich ebenfalls in den Keller und
zeigten mir einen Berg von etwa 40 Leichen, die offensichtlich mit der Axt erschlagen
worden waren. Sie drohten mir, wenn ich noch ein Wort sagen würde, sei ich als
nächster dran. Es war mir nicht möglich, noch irgend etwas zu tun. Kurz darauf wurden
die blutüberströmten Leichen auf Leiterwagen geworfen und auf den Offenburger
Friedhof transportiert, wo sie am Zaun einfach abgeladen wurden. Der Friedhofswärter
hat sie dann in ein Massengrab gelegt."8]
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