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Maria Schaettgen, Hansjakob und das Schwarzwälder Brauchtum. Mit Zeichnungen von
Wilhelm Hasemann, Curt Liebich und Richard Schilling, Waldkircher Verlag 1991. 128 S.
Wirkt ein Buch über Pfarrer Heinrich Hansjakob und das Schwarzwälder Brauchtum im Zeitalter
der Vermassung der Menschen und Kulturen wie ein Anachronismus? Oder will uns die
Autorin nur das zeigen, was unterzugehen droht? Es darf jedenfalls als Glücksfall betrachet
werden, daß die heute über 90jährige Maria Schaettgen, die sich als ehemalige Leiterin des
Hansjakobmuseums und Hansjakobarchivs im Haslacher „Freihof' größte Verdienste erworben
hat, ihre volkskundlichen Studien, Erfahrungen und Hansjakob-Kenntnisse so gebündelt
zur Verfugung stellt. Sie hat in ihrer Jugend Hansjakob persönlich gut gekannt. Sich mit dem
Werk dieses Haslacher Volksschriftstellers und Freiburger St. Martin-Stadtpfarrers auseinanderzusetzen
, war ihr zeitlebens ein besonderes Anliegen. — Meist im mittleren Schwarzwald
um Kinzig, Wolf und Elz angesiedelt, überliefern die Themen Hansjakobscher Schriften uns
Nachgeborenen eine Fülle volkskundlicher Nachrichten und Schilderungen. Mit der Seßhaftigkeit
des Menschen begann die Eigenart des Gemeinschaftslebens, wie es sich im Kreislauf
des Jahres widerspiegelt. Eingeteilt in fünf Kapitel, stellt Maria Schaettgen dar, was im 19.
Jahrhundert die Schwarzwälder Bauern und Kleinbürger bei Freud und Leid bewegte. Sie gibt
wertvolle Quellenzeugnisse zur Volkskunde im Jahreslauf von Martini bis Martini, beschreibt
das Besinnliche der langen Winterabende, läßt die Frühjahrs- und Sommerbräuche wieder lebendig
werden und schließt mit einer Zusammenfassung über die Poesie des Schwarzwalds,
in der Bauerntum, Handwerk und Zünfte eine Rolle spielten. Spezielle Themen wie etwa die
Flößerei blieben zum Teil unberücksichtigt; sie werden eigenen Veröffentlichungen vorbehalten
. — Erneut wird bewußt gemacht, daß Hansjakob aus genauester Kenntnis der Lebensverhältnisse
und Gewohnheiten der Menschen im mittleren Schwarzwald Wesentliches zur Überlieferung
Schwarzwälder Volkskunde und badischer Kulturgeschichte beigetragen hat. Es ging
ihm nicht um das Heraufbeschwören der „guten alten Zeit" als nostalgisches Romantisieren,
sondern vielmehr um die Erhaltung eines Lebens „im Geist der Vorfahren", religiöser Sitten
und altüberlieferten Brauchtums. Deshalb auch sein Einsatz für das Tragen der alten Volkstrachten
! Hansjakob wußte zu gut, daß auch in früheren Zeiten nicht alles Gold war, was
Goldglanz ausstrahlte. Daß ausgerechnet er, zusammen mit der Volkskunde, im sogen, 3.
Reich „völkisch" und pseudowissenschaftlich mißbraucht wurde, stellte damals ein abgefeimtes
Täuschungsmanöver der Ideologen jenes verhängnisvollen Regimes dar. Dr. Helmut Bender
begrüßt deshalb in seinem Nachwort zu dem neuen Buch zurecht, daß Maria Schaettgen
„im vorliegenden Band eine unverfälschte Anthologie und Dokumentationsgrundlage der
Hansjakobschen Bemühungen um das Volkskundliche" vorgelegt habe.
Hermann Brommer
Das Schicksal der Freiburger Juden am Beispiel des Kaufmanns Max Mayer und die Ereignisse
des 9./10. November 1938. Mit Beiträgen von ROLF böhme und heiko Haumann.
(Stadt und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg L Br., Heft 13). Schillinger Verlag
Freiburg i. Br., 1989, 76 S.3 zahlr. Abb.
Als Beitrag zur Erforschung der Geschichte der jüdischen Bürger Freiburgs versteht sich das
vorliegende, etwas umständlich betitelte 13. Heft der vom Stadtarchiv edierten Reihe „Stadt
und Geschichte". Auch Heft 12 galt diesem Thema. Die neue Publikation gliedert sich in zwei
sich inhaltlich ergänzende Teile: Die Gedenkreden von Oberbürgermeister Dr. Böhme und
Professor Dr. H, Haumann zur 50. Wiederkehr des Novemberpogroms vom 9./10. November
1938 (S. 6—26) und die von H. Haumann verfaßte Biographie des Freiburger Kaufmanns Max
Mayer (1873—1962), aus dessen Nachlaß — seit 1988 im Freiburger Stadtarchiv verwahrt -
im Gedenkjahr eine anschauliche Ausstellung erarbeitet worden war. Mit ihr sollte exemplarisch
an die Geschichte der Freiburger Juden von der Wiederzulassung als Bürger nach 1862
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